Kritik zu Criminal Squad 2
Gerard Butler schlüpft ein weiteres Mal in die Rolle des Outlaw-Polizisten Big Nick. Diesmal führen ihn die Spuren eines Juwelenraubs nach Nizza, wo das machohafte Kino der 1980er wiederauferstehen darf
Es war klar, dass Hardcore-Macho-Bulle Big Nick O'Brien das nicht auf sich sitzen lassen würde. Deswegen gibt es nun ein Sequel. Am Ende des 2018 erfolgreichen Actionkrachers »Criminal Squad« war Donnie Wilson, genannt »Fraulein«, nämlich nicht nur dem Zugriff O'Briens entkommen. Er hatte sich obendrein auch noch als heimliches Mastermind jenes Coups herausgestellt, den O'Brien und seine polizeiliche Rabaukentruppe platzen ließen. Vielmehr: platzen lassen wollten, denn Fraulein gelang es, sich mitsamt der Beute abzusetzen. Über London nach Amsterdam – oder war es Antwerpen? –, um dort Juwelen zu rauben, die allerdings lediglich den Grundstein für einen weiteren, noch viel größeren und weitaus lukrativeren Raubzug bilden sollen.
War man zuvor noch im Automobil kreuz und quer durch Los Angeles gebrettert, jettet man nun im Flieger durch die europäische Kleinstaaterei. Zu Beginn der Fortsetzung, die einfallslos »Criminal Squad 2« betitelt ist (im Original immerhin »Den of Thieves 2: Pantera«), wird gefühlt alle 90 Sekunden der Schauplatz gewechselt. Schließlich einigt man sich auf Nizza, genauer: einen dorthin fantasierten Juwelendistrikt.
Mittelmeer heißt Sonne, also tragen die Damen eher wenig Textil und die Cornetto-förmigen Herren Sonnenbrillen. Sinistre Typen, die kaum voneinander zu unterscheiden sind und Volko, Dushko, Slavko oder Mirinko heißen, bekommen von Big Nick ordentlich auf die Glocke, denn der muss gegenüber Fraulein glaubhaft machen, dass er die Seiten gewechselt hat. Allerdings ist die Antwort auf die Frage, ob das tatsächlich der Fall ist, gar nicht wichtig. »Criminal Squad 2« stellt ebenso wenig Herausforderungen an das Zuschauergehirn wie sein Vorgänger. Auf charakterlichen Tiefgang plus moralische Komplikationen kommt es nicht an. Sondern darauf, dass Gerard Butler in der Rolle des auf Krawall gebürsteten Cops genauso glaubwürdig rüberkommt wie in der des von Recht und Ordnung desillusionierten Überläufers. Es ist diese Grauzone, in der nichts und niemandem zu trauen ist und die unvorhergesehene Wendung sich als das Erwartbare entpuppt, die Christian Gudegast – der hier neuerlich mit Getöse ein eher bescheidenes eigenes Drehbuch in Szene setzt – interessiert.
Beide »Criminal Squad«-Actioner entwerfen für ihre Protagonisten jeweils rechtsfreie Räume, innerhalb derer das Verbrecherische – zu dem auch Korrumpierbarkeit und Gewaltbereitschaft der polizeilichen Ordnungsmacht zu zählen sind – als cooler Lebensentwurf zelebriert wird. Und zwar mit Hilfe von großer Knarre, fettem Auto und dicker Lippe. Ein Entwurf, der zwar direkt auf das erzkonservative Bubenkino der 1980er Jahre rekurriert, dessen ungebrochene Anziehungskraft aber auch beunruhigt. Denn nichts hier ist ironisch gemeint. Und dass den Jungs von einer Strippenzieherin, die den Decknamen Cleopatra trägt, per Knopf-im-Ohr gesagt wird, wo's langgeht, ist weniger Beweis emanzipatorischen Fortschritts als Konzession an Marktmechanismen. Wer sich von alledem nicht irritieren lässt, mag Spaß haben.
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