Kritik zu Breaking News in Yuba County

© Constantin Film

Tate Taylor (»The Help«) verwickelt ein prominentes Ensemble mit Allison Janney an der Spitze in einen satirischen Thriller-Plot, der an »Fargo« erinnern möchte

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Was kann schon schiefgehen, wenn »The Help«-Regisseur Tate Taylor für eine schwarzhumorige Krimikomödie und Mediensatire herausragende Darstellerinnen wie Allison Janney, Regina Hall, Ellen Barkin, Awkwafina, Wanda Sykes und Mila Kunis vor der Kamera versammelt und fiese Dinge tun und sagen lässt? Leider eine ganze Menge, wie nun in »Breaking News in Yuba County« zu sehen ist.

Oscarpreisträgerin Janney (»I, Tonya«) spielt Sue Buttons, ein in die Jahre gekommenes Vorstadtmauerblümchen, das im Supermarkt ebenso ignoriert wird wie von Ehemann Karl (Matthew Modine), der sich lieber aushäusig vergnügt. Um nicht völlig zu verzweifeln, schaut sie exzessiv Nachmittagstalkshows (mit Juliette Lewis als überkandidelt-zynischer Showtalkerin-Karikatur) und hört affirmative Lebenshilfekurse (»Du bist genug. Du bist wichtig. Du bist stark«). Niemand denkt an ihren Geburtstag, und auf der Torte, die sie sich selbst bestellt hat, ist ihr Name falsch geschrieben.

Durch Zufall ertappt sie ihren Mann beim Seitensprung mit einer Kleinstadtmatrone, ihm bleibt vor Schreck das Herz stehen. Geistesgegenwärtig erkennt Sue die Gunst der Stunde, verscharrt seine Leiche und inszeniert sich als verzweifelte Ehefrau, deren Mann verschwunden ist. Damit hören ihr nicht nur ihre Schwester (Kunis) und eine von Ehrgeiz zerfressene Lokalreporterin, die mit der Geschichte ihre große Chance wittert, zu, sondern bald auch die Nachbarinnen und dann der halbe Landstrich. Aus Sue, der Unbeachteten, wird plötzlich eine kleine Berühmtheit, die auf der Straße erkannt wird, der die Menschen zuhören und an deren Schicksal sie Anteil nehmen. Sue blüht auf und verheddert sich dabei immer weiter in ihrer Fabel. Zugleich sind ein paar Ganoven (u. a. Awkwafina) hinter dem Geld her, das Karl für sie waschen sollte und Sue unwissentlich mitvergraben hat. Und eine unerbittliche Ermittlerin (Hall) wittert, natürlich, dass an Sues Geschichte einiges faul ist.

Das ist alles leider weder gewitzt noch intelligent inszeniert, eher zäh klamaukig, und zieht sich mit seinen Seitenhieben auf den Drang zu medialem Ruhm wie eine hängengebliebene Schallplatte mit halb garen Kabarettnummern. Zum Teil liegt es auch an der deutschen Synchronisation, die den Achtsamkeitssprech und die Aufmunterungsfloskeln der »positiven Psychologie« ebenso wie die »coolen« Sprüche nur holprig aus dem Original zu übertragen versteht. Erst gegen Ende steigern sich dann Tempo und Schärfe, ahmt der Film mit ausgestellten Gewaltausbrüchen und dem betont dummdreisten Auftreten seiner Figuren Krimisatiren wie »Fargo« und Neunzigerjahre-­Tarantinos nach und hat auch in seiner Kritik an den Auswüchsen des Privatfernsehens fast etwas rührend Antiquiertes. Wenn Allison Janney dann zum x-ten Mal ihr »Ich bin genug«-Mantra aufsagen muss, um sich bis ins Selbstermächtigungsfinale zu motivieren, möchte man am liebsten entgegnen: Nein, du bist nicht genug. Sondern für so was eigentlich zu schade.

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