Kritik zu Breaking Dawn: Bis(s) zum Ende der Nacht – Teil 2
Der fünfte und letzte Teil der Twilight-Saga hält Heldin Bella als Mutter und Kämpferin schwer beschäftigt. Die Suche nach einer plausiblen oder gar spannenden Dramaturgie war ja bereits nach Teil eins erfolglos abgebrochen worden
Lassen wir die bissigen Bemerkungen. Bella hat es schließlich auch geschafft, am dritten Tag als Vampirella nicht über einen Freeclimber herzufallen, obwohl der so verführerisch aus einer Schürfwunde blutete, und stattdessen ihre Zähne in die Kehle eines Löwen gerammt. Derart gesättigt darf sie sich nunmehr gefahrlos ihrem hybriden Vampir-MenschTöchterchen Renesmee nähern.
Kristen Stewarts mobile Oberlippe zuckt hier einmal nicht vor Zorn, Schmerz oder Verachtung, sondern als Ausdruck grenzenloser Liebe. Gerade im vierten Teil der Twilight-Saga ist viel passiert im Leben der vormals keusch-kessen Heldin. Bella ist unsterblich, mütterlich und sexbesessen geworden, wo Edward weiterhin vornehmlich Blässe zeigt. Während er fortwährend begütigend nickt, bereichert Werwolf Jacob die Drainage à trois um das regelmäßige Blecken seiner frisch gebleachten Zähne. Umringt und geherzt von lächelnden Clanmitgliedern im »Look and Feel« gehobener Soapoperas retardiert der fünfte und letzte Teil der Twilight-Saga eine Weile im Yuppie-Idyll, bis er sich multiethnischer, intergenerativer Folklore übereignet. Die Volturi, ein italienischer Vampirclan im Gothic-Look, wittern in Renesmee eine ihren Bestand gefährdende Untote und marschieren auf. Michael Sheen setzt als kiebiziger Ober-Volturi ein paar ansonsten schmerzvoll abwesende darstellerische Glanzpunkte. Der Cullen-Clan fährt im Zuge eines obskuren Zeugenprogrammes Vampire jedweden Akzentes und Kostümes auf. Dabei sind die Frauen zwar jeweils spärlicher bekleidet, immer aber üppiger mit besonderen Fähigkeiten ausgestattet. Sie können hellsehen, elektrische Schläge versetzen, hypnotisieren oder – wie Bella, die bedrohten Männer mit einem Schutzschild aus Willenskraft panzern. So nebenbei hat Bella auch im Armdrücken gegen einen befreundeten Muskelprotz gewonnen.
Denn die Genderbotschaft ist so folkloristisch wie die Kostüme der Vampirvarianten. Der Showdown auf einem schneebedeckten Feld kommt wie ein trödeliger Halloweenumzug daher, bevor ein paar Köpfe abgerissen und wieder aufgesetzt werden. War ja nur so eine Idee, das mit dem Töten. Immerhin stehen sich auf dem Kampfplatz endlich Kristen Stewart und Dakota Fanning gegenüber, die als »Runaways« in dem gleichnamigen Film von 2010 gezeigt haben, über welche wahren Kräfte junge Frauen verfügen. Bis wir vor allem Kristen Stewart fortan in weiteren ihrem Format entsprechenden Filmen sehen können, hat ihre Bella in Breaking Dawn – Bis(s) zum Ende der Nacht – Teil 2 noch einmal alle Hände voll zu tun, um die Botschaft unter den Teeniebrei zu rühren, die da lautet: Mädchen sind die besseren Männer, Kinder, Kämpfer und Krieger. Haben sie auf allen Feldern gesiegt, dürfen sie am Ende auf der lila Blumenwiese ihren Liebsten küssen. Und weil sie nicht gestorben sind, kommen sie da niemals raus
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