Kritik zu Black Gold

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In Annauds aufwendig inszeniertem Mix aus Abenteuer- und Märchenfilm wandelt der junge Tahar Rahim (Der Prophet) auf den Spuren von Peter O’Toole

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Tränen sind verschwendetes Wasser. Mit diesen Worten muss Sultan Amar seine beiden kleinen Söhne in die Geiselhaft des verfeindeten Nachbarfürsten Nessib geben, weil er gegen ihn einen Krieg verlor. Mit der Entreißung der Stammhalter erzwingt der listige Nessib den unterworfenen Nachbarn zu einem Stillhalteabkommen, für das »Frieden« sicher der falsche Begriff ist. Der »gelbe Gürtel«, ein Wüstenstreifen zwischen den Kontrahenten, soll als Pufferzone dienen, auf die keiner von beiden Anspruch hat.

Diese archetypische Konfliktsituation beschrieb der Schweizer Bestsellerautor Hans Ruesch in seinem Roman »Der schwarze Durst« von 1957, der im Gegensatz zu seinen anderen Büchern bislang nicht für einen Hollywoodfilm adaptiert wurde. Dabei ist dieser Stoff brandaktuell, man kann ihn als Prolog zwangsläufig kommende kapitalistische Liberalismus würde das archaische Ordnungssystem, auf dem auch seine Macht basiert, hinwegfegen. In dieser angespannten Situation greift Nessib erneut zur gleichen List: Er schickt den inzwischen erwachsenen Sohn zurück, damit er seinen verknöcherten Vater umstimmen soll. Prinz Auda hat sich jedoch als Leseratte das verfemte westliche Wissen angeeignet, dank dem er zum genialen Militärstrategen avanciert. In der Spur von Lawrence von Arabien vereinigt er die zerstrittenen Stämme und besiegt so die mit moderner Technik hochgerüstete Armee Nessibs.

Annaud inszenierte diesen Konflikt um Tausendundein Ölfass als klassischen Abenteurerfilm, dessen Look auf liebenswürdige Weise altmodisch erscheint. Bei der endlosen Durchquerung der Wüste muss der Zuschauer Durststrecken überstehen, und auch die schauspielerischen Leistungen sind, trotz Antonio Banderas und dem jungen Tahar Rahim, nur solide. Überzeugen kann das ockerfarbene Schlachtengemälde durch humorvolle Kritik an den Grundfesten des muslimischen Glaubens. Als strahlender Sieger lässt Auda am Ende die Ölquellen sprudeln, um die arabische Welt – die Anfang des 20. Jahrhunderts nur aus Sand, Armut und dem Koran besteht – der westlichen Lebensweise zu öffnen. Mit der Verschleierung der Frauen hält er jedoch am rückständigen Fundamentalismus seines leiblichen Vaters Amar fest: Wenn Audas Märchenprinzessin erscheint, muss die gesamte arabische Armee sich wegdrehen – ein Lacher wie bei Monthy Python’s. Der Film entlässt den Zuschauer mit einer leisen Pointe: Der Prinz verdankt sein Überleben in der Schlacht ausgerechnet einer tapferen Frau, die von den Männern als »die Unverschleierte« verpönt wird.

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