Kritik zu Beetlejuice Beetlejuice
Klassentreffen: Tim Burton greift seinen Klassiker von 1988 wieder auf, mit vielen Schauspielern von damals. Das Ergebnis ist ein wildes, nostalgisches, handgemachtes Späßchen mit vielen nicht immer neuen Ideen
Im Grunde ist es so, als würde Tim Burton ein Klassentreffen einberufen: Wie geht es den Freunden und Gefährten von damals, was treiben sie 36 Jahre später? Lydia Deetz, der morbide »gothic teenager« aus dem »Beetlejuice«-Original von 1988, moderiert heute als erwachsene Frau und Mutter eine Realityshow über Spukhäuser und Geistererscheinungen, was wiederum ihre Tochter Astrid als rebellischer Teenager nur dämlich finden kann – genau so, wie es in der vorherigen Generation zwischen der eigenen Mutter und deren Stiefmutter war.
Lydia wird erneut von Winona Ryder verkörpert, die seit »Stranger Things« ziemlich geübt ist im Umgang mit schwierigen Kindern und übersinnlichen Phänomenen. Und die Rolle der Astrid hat Jenna Ortega übernommen, die seit ihrer Titelrolle in der Fernsehserie »Wednesday« mit dem Tim-Burton-Universum vertraut ist und hier tatsächlich wie eine jüngere Version von Winona Ryder aussieht.
Auch sonst sind viele wieder mit dabei, allen voran Michael Keaton, der seinen Lottergeist mit größtem »The juice is loose«-Vergnügen noch ein bisschen verlotterter und verrotteter aussehen und dabei seinem inneren Kind anarchischen Lauf lässt. Dazu die Schrumpfköpfe und Sandwürmer und natürlich Catherine O'Hara als exzentrische Stiefmutter Delia, die gerade das Ableben ihres Mannes verkraften muss.
Zum Zeichen ihrer Trauer hat sie die ganze weiße Spukvilla in schwarz wehende Schleier gehüllt, was eine der schöneren visuellen Ideen dieser immer wieder überbordenden Geisterbahnfahrt durch Friedhöfe und andere Alptraum-Gruselwelten ist. Zu den originelleren Neuzugängen im Personal gehört Delores, die von Monica Bellucci verkörperte Ex von Beetlejuice, die sich wie ein Geschöpf von Dr. Frankenstein erst mal aus verstreuten Einzelteilen zusammentackern muss. Doch spätestens der »Gib dem Affen Zucker«-Auftritt von Willem Dafoe als jenseitigem Ordnungshüter ist dann doch ein bisschen zu viel des Guten.
Die Balance aus irrem Spaß und subversiver Ironie funktioniert nicht immer, denn statt dem Lauf einer Geschichte zu folgen, lässt sich Tim Burton wie ein ADHS-Kind im Spielzeugladen von jeder Idee, jedem Impuls mitreißen. Alles ist auf charmante Weise analog gebastelt und mechanisch bewegt, so wie die mit Stoptrick animierten Skelette von Ray Harryhausen, die den Tüftler Burton einst inspiriert haben. Doch nach dem fröhlichen Wiedersehen mit vertrauten Motiven und Figuren, in denen man sich ein bisschen fühlt wie in der derzeit in Berlin gastierenden Ausstellung »Tim Burton's Labyrinth«, ufert der Film zur 105-minütigen Geisterbahnfahrt aus, die vor allem den Eindruck vermittelt, dass sich der Meister zusammen mit seiner mehrfach oscardekorierten Kostümbildnerin Colleen Atwood und seinem Hauskomponisten Danny Elfman auf einem riesigen Spielplatz nach Herzenslust austobt.
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