Kritik zu BB King – The Life of Riley
Akribischer Dokumentarfilm über B. B. King, einen der bedeutendsten Wegbereiter des Blues. Filmemacher Jon Brewer begleitete die Musikerlegende über zwei Jahre lang und interviewte zahlreiche Zeitzeugen und Berühmtheiten
Über B.B. King zu sprechen, heißt nicht nur,über den Blues zu sprechen. Es heißt vor allem, über Segregation und Rassentrennungzu reden und über eine Jugend im Mississippi der 30er und 40er Jahre, in einem von ehemaliger Sklaverei und Ku-Klux-Klan geprägten Milieu, in Armut und fern jeder Bildung. »Ein Junge«, so heißt es in BB King – The Life of Riley, »gehört auf die Baumwollfelder und nicht in die Schule.«
Das ist der spannendste Teil des Films. Zu sehen, wie aus dem jungen Riley B. King fast ausschließlich aus eigener Kraft ein selbstständiger Mensch wird, der nach dem Tod der Mutter erst bei den Großeltern lebt, dann kurz beim Vater und schließlich allein unter schwarzen Musikern. Wie er seine erste Gitarre bekommt, erzählt der Film, und dass er nach Memphis aufbricht, in die Beale Street, dorthin, wo das Herz des Blues schlägt. Bald schon wird er der Szene dort vorerst den Rückenkehren, zu schlecht seien seine Fähigkeiten, zu unbedeutend seine Versuche auf der Gitarre. Und doch wird zu diesem Zeitpunkt aus dem jungen Riley B. King der »Blues Boy« (B. B.) King – als DJ bei der Radiostation WDIA. Der Rest ist Musikgeschichte.
Vielleicht darf man nicht erwarten, dass ein Film über B. B. King die dunklen Seiten eines Megastars aufdeckt oder Geheimnisse verrät, die die Welt noch nie gehört hat. Doch etwas mehr als eine ungebrochene Heldenverehrung wäre schon wünschenswert gewesen. Zumal der Film von der Firma Gibson gesponsert wurde, jener Firma, die die halbakustische Gitarre baut, von der B. B. King nach eigener Aussage 16 Stück besitzt und die er seit Jahren zärtlich Lucille nennt.
Zwei Jahre hat Filmemacher Jon Brewer B. B. King begleitet, der auch im Alter von 87 Jahren noch Konzerte gibt und leichthändig durch das eigene Leben schwadroniert. Brewer mischt alte und neue Interviews, hat mühevoll alte Archivaufnahmen aufgestöbert und Bilder aus der Jugend nachinszeniert. Vor allem aber hat er eine respektable Liste von Statements zusammengetragen, hat Musikerkollegen, Schauspieler und Bürgerrechtler befragt, die B. B. King persönlich kennen oder in ihrer eigenen Musik von ihm beeinflusst wurden. Weit über 50 Interviews hat er geführt beziehungsweise führen lassen, daraus besteht der zweite Teil des Films. Und die Namen sind überzeugend. Neben dem Erzähler Morgan Freeman, der mit seiner sanft-rauchigen Stimme aus B. B. Kings Leben berichtet, sind Bruce Willis, George Benson, Bono, Aaron Neville, John Mayall, Carlos Santana, Paul Rodgers, Leon Russell, Peter Green, Ringo Starr, Eric Clapton, Mick Jagger und Keith Richards zu hören, um nur einige z nennen. Dazu sieht man B. B. King mit Obama, Clinton und den Bushs, mit Größen des Music-Business und sogar mit dem Papst, der ihm und seiner Familie frohe Ostern wünscht. Apropos Familie, da wäre vielleicht noch etwas zu holen gewesen. Zwar erwähnt Brewer beiden Ehefrauen von B. B. King doch von seinen 15 Kindern kommt keines zu Wort.
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