Kritik zu Asphaltgorillas
Detlev Buck verfilmt eine von Schirach-Kurzgeschichte als Mischung aus Mafiakino und Chaoskomödie. Hangover-Irrsinn meets Tarantino-Gewalt in einer Buck-Version von Kreuzkölln
Eine verregnete Nacht in Kreuzberg, zwei streitende Jungs, ein dritter, der ihnen aus dem Schatten der Hausmauer heraus einen Joint anbietet: »Hier zum Runterkommen«, und schon hat er die Polizeimarke vor der Nase. Doch bevor die Zivilpolizisten ihn festnehmen können, hetzt er ihnen eine Horde Türken auf den Hals, »Hilfe, Überfall ...« So geht es rasant hinein, ins atemlose Leben von Atris, einem kleinen Handlanger für den von Kida Khodr Ramadan mit »4 Blocks«-Flair ausgestatteten lokalen Paten. Hinein in eine Geschichte voller Haken und Ösen. Auf der Flucht wird Atris beinahe von einem Lamborghini überfahren, darin Franky (Jannis Niewöhner), sein bester Freund aus Kindertagen. Gemeinsam hecken sie einen einfachen Plan aus, der erwartungsgemäß aus dem Ruder läuft.
Mit »Asphaltgorillas«, der Verfilmung einer Kurzgeschichte aus Ferdinand von Schirachs Sammlung »Schuld«, hat sich Detlev Buck ein echtes Kontrastprogramm zu seinen weichgespülten, supererfolgreichen »Bibi und Tina«-Popmusicals gesucht. Aus dem lichten Pferdehof in die regennasse Berliner Unterwelt: »Hangover«-Irrsinn meets Tarantino-Gewalt in einer Buck-Version von Kreuzkölln, bevölkert von einem illustren Multikulti-Cast aus alten Hasen wie Georg Friedrich und Stipe Erceg und ein paar vielversprechenden Newcomern wie »Tiger Girl« Ella Rumpf. Hinzu kommt ein hippes Völkchen aus Social-Media-Stars wie Stefanie Giesinger und dem deutsch-afghanischen Rapper SSIO, die sich allesamt nicht mit komplexer Figurenzeichnung abmühen müssen, weil sie ohnehin nur Typen und Chiffren aus dem Umfeld der »Clans« darstellen.
Das ist alles in allem ganz kurzweilig und stimmungsvoll, aber eben auch nicht sonderlich originell, ein schamloses Mash-up bekannter Motive aus Mafiakino und Chaoskomödien, in dem sich dann auch mal ein mit Abführmitteln vollgestopfter Rottweiler explosiv im blauen Lamborghini entleert.
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