Kritik zu Alter und Schönheit

© X-Verleih

2008
Original-Titel: 
Alter und Schönheit
Filmstart in Deutschland: 
08.01.2009
L: 
97 Min
FSK: 
keine Beschränkung

Vom endlichen Glück des Ferrarifahrens: In Michael Kliers neuem Film finden sich Bernie (Armin Rohde), Harry (Henry Hübchen) und Justus (Burghart Klaußner) am Bett des sterbenskranken Manni (Peter Lohmeyer) ein

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Die Freunde von einst reagieren hilflos und schockiert auf die Situation, doch nebenbei laufen ihnen die eigenen ungelösten Beziehungsprobleme nach. Michael Klier hat mit »Alter und Schönheit« ein Generationenporträt im Sinn, das an John Cassavetes' Improvisationsfeuerwerk »Husbands« erinnert, aber im Berlin der Post-68er angesiedelt ist und viel verhaltener mit dem Thema Männer und Gefühle spielt. Man schaut der prominenten Besetzung bei unaufdringlich charmanten Kindereien zu, begleitet sie an Schauplätze, die allein als funktional gestaltete Architekturräume einen Kommentar auf gewachsene Lebensformen darstellen (Sophie Maintigneux' exzellente Kameraarbeit zeigt Berlin als eigenartig sinnliche Stadtnatur), das Drehbuch allerdings traut den Protagonisten zu wenig Substanz, zu wenig eigene Geschichte(n) und ans Eingemachte rührende Dialoge zu.

Das Warten auf den unabwendbaren Tod löst bei den Freunden einen Schwebezustand aus, in dem sie in das verlorene Lebensgefühl ihrer einstigen Clique zurückflüchten. Sie beziehen Mannis leeren Bungalow, ein verwittertes Schmuckstück neuen Bauens aus dem Wirtschaftswunder, genießen die Fahrten durchs sommerliche, lichtdurchflutete Berlin in seinem Ferrari-Sportwagen und amüsieren sich über den im Garten vergrabenen Porsche. Autos waren Mannis Herzblut. Justus drehte einst einen Schwarz-Weiß-Film darüber, der nun nach üppigen Joints zusammen angeschaut wird. (Klier benutzt einen eigenen frühen Film, in dem ein cooler Macho um jeden Preis vom Jaguar-Coupé auf einen Ferrari umsteigen will.) Längst ist Justus Fernsehregisseur, eine »käufliche Geldmaschine« für zwei Ex-Frauen und vier Kinder. »Jeder hat zwei Frauen«, meint Leichtfuß Harry dazu, trickst die seinen per SMS gegeneinander aus und kassiert die Quittung dafür. Bernie schließlich, der pflichtbewusste Studienrat, wird sich am Ende seiner unausgelebten Gefühle bewusst und erklärt seiner Frau, die ihn abholen will, das Ende seiner Liebe.

Mannis letzter Wunsch gibt dem Film Dichte. Die Freunde machen Rosi, eine spröde, etwas abgewrackte Schönheit, für ihn ausfindig. Sybille Canonica spielt sie als die mysteriöse Königin der Clique, eine verschlossene verletzte Eigenbrötlerin, die einst mit Manni lebte und von ihm verlassen wurde, vielleicht aber auch mit allen etwas hatte. Justus', Harrys und Bernies List, die Widerspenstige an das Krankenbett zu bringen und schließlich ihre gemeinsame allmähliche (Wieder-)Inbesitznahme des Bungalows sind das Zentrum des Films. Peter Lohmeyers Schattengestalt Manni wirkt wie der Katalysator dieser »Ferien vom Ich«. Schade, dass sich die Dramaturgie auf die Mechanik von »famous last words« einpendelt. Wie die Freunde bekommt auch das gescheiterte Paar Manni und Rosi seine Szene eindeutiger Erklärung, in der mit dem sinngemäßen Satz »Manchmal war ich dir nah« alles gesagt ist und der Moment zum Abgang effektsicher gekommen ist. Schade, dass »Alter und Schönheit« seine Stimmung des Loslassens, der Zerstreuung und beiläufigen Selbstäußerung an fernsehtypische Zugeständnisse verliert.

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