Kritik zu Alles wird gut

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2012
Original-Titel: 
Alles wird gut
Filmstart in Deutschland: 
01.11.2012
V: 
L: 
96 Min
FSK: 
keine Beschränkung

Niko von Glasow erzählt in seinem neuen Film mit Laien und Schauspielprofis, Behinderten und Nichtbehinderten eine exemplarische Geschichte von menschlichen Sehnsüchten, Ängsten und Aggressionen

Bewertung: 4
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Die Theaterbühne ist kein Ponyhof. Erfolg ist ohne Blut, Schweiß und Tränen nicht zu haben. Das vermittelt Niko von Glasow in seinem Film »Alles wird gut« auf drastische Weise. Das ungewöhnliche Werk ist aus dem gleichnamigen Theaterstück entstanden. Darin erarbeitet eine Truppe aus Laien und Theaterprofis, Menschen mit körperlichen Behinderungen und ohne ein Stück. Es geht um Menschen, die sich beim »Casting des Jahrhunderts« bewerben, aber in einem extra eingerichteten Raum für Behinderte vergessen werden.

In von Glasows Theaterstück entfaltete sich ein gruppendynamischer Prozess, die sich selbst überlassenen Menschen konfrontierten einander mit ihren Wünschen und Sehnsüchten, ihren Aggressionen und Ängsten: ein hochemotionales Spiel zwischen Annäherung und Abstoßung. Die Proben nahm Regisseur von Glasow mit der Videokamera auf, und er merkte: »Oh, hier entsteht ein Film.« Den hat von Glasow nun verwirklicht. Für ihn ist Alles wird gut ein spielerischer Dokumentarfilm oder ein dokumentarischer Spielfilm: »Alles ist inszeniert, und alles ist wahr.«

Niko von Glasow hat seine Filmkarriere damit begonnen, für Rainer Werner Fassbinder Kaffee zu kochen, später war er dessen Produktionsassistent. Der contergangeschädigte Regisseur weiß, wie die darstellenden Künste funktionieren. Er verkörpert einen Spielleiter, der keine psychologische Finte scheut, um zum Erfolg zu kommen. Er nutzt die Sucht nach Anerkennung und Liebe, versucht sich mit Fragen in der Psyche seiner Schauspieler einzunisten: »Was ist dein größter Traum?« Oder: »Welchen Menschen liebst du am meisten?« Er forscht nach Ängsten und privaten Katastrophen, die er fürs Rollenspiel instrumentalisiert. Das Private wird Material, das erscheint in manchen Szenen fragwürdig, vielleicht anstößig. Aber so funktioniert Theater in Deutschland.

Christina Zajber leidet an fortschreitendem Muskelschwund, sie sitzt im Rollstuhl. Ihr vertraut der Regisseur das Rollenprofil einer russischen, hocharistokratischen Ballerina an, die im Rollstuhl sitzen muss. Ist das grausam? Ja, aber in der Weltsicht des (fiktiven) Regisseurs dient es der Kunst. Er schont niemanden, die Behinderten nicht und auch Produktionsassistentin Annika (Annika Reinicke) nicht, hinter deren Schönheit er zu Recht psychische Defizite vermutet.

Von Glasow steigert sein Improvisationsexperiment zu großem Drama. Es entsteht aus archetypischen Probenkonflikten und aus den sich anbahnenden Beziehungen. Es fließen Tränen, das geht oft unter die Haut. Bereits in seinem Film »Edelweisspiraten« aus dem Jahr 2005 hatte von Glasow aus Liebe, Eifersucht, Rache und Verrat eine private Tragödie gewebt. Damals nutzte er den historischen Rahmen der Nazizeit, jetzt variiert er die Themen im Theater- und Castingmilieu.

Den Titel des Films, »Alles wird gut«, darf man nicht ironisch verstehen. Es gibt inmitten der Kämpfe und Konflikte viel Humor, Spielfreude und ansteckenden Optimismus. Die Aufführung am Ende ist ein Triumph, zu dem jeder, ob blind oder depressiv, beiträgt. Die Mannschaft ist der Star

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