Kritik zu Alki Alki

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Axel Ranisch hat sich als Regisseur eines ganz eigenen Genres von sehr authentischen Low-Budget-Filmen einen Namen gemacht. In seinem neuen Werk wagt er einen eigenwilligen Blick auf das Problem des Alkoholismus

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Die Verhältnisse in Axel Ranischs Tragikomödie »Alki Alki« sind anfangs verwirrend. Tobias (Heiko Pinkowski) und Flasche (Peter Trabner), dicke Freunde auch im buchstäblichen Wortsinn, fallen nach durchzechter Nacht ins vertraute Bett, nehmen die schlafende Anika (Christina Große) in die Mitte und dösen schließlich wie verkeilte Kuschelbären weiter, als die Frau ins Kinderzimmer ausweicht.

Sind die massigen Mittvierziger ein spätberufenes Schwulenpaar, subversiv besetzt gegen die Sixpack-Norm zeitgenössischer Körperbilder? Erzählt der Film die Fantasie einer aufgeklärten Ménage-à-trois samt Kinderschar als Beispiel für die lockere Seite des Prenzlauer-Berg-Milieus? »Alki Alki« setzt die Botschaft fort, die Axel Ranisch mit »Dicke Mädchen« und »Ich fühl mich Disco« zum Programm erklärt hat.

Fassbinders schwule Schmerzensmänner sind Historie, während Axel Ranisch und seine Company in der 2011 gegründeten Produktionsfirma »Sehr gute Filme« lieber auf das verletzliche Kind im Mann setzen. Die Filme mit seinen Stammschauspielern Heiko Pinkowski und Peter Trabner leben von absurder Komik, surrealen Einschüben und einer unverkrampften sinnlichen Improvisationslust. Sein ganz persönliches Genre tänzelt irgendwo zwischen Berlinfolklore, anrührenden Außenseiterporträts und ihren originellen Parallelwelten.

Tobias und Flasche – wird bald beiläufig deutlich – eint eine besondere Männerfreundschaft. Wenn sie in schriller Clubszenerie die Könige des Komasaufens geben, animiert Flasche zum totalen Exzess. Wenn Tobias in seinem Architekturbüro Pläne für ein Projekt verbummelt oder die Kinder am Küchentisch nicht aushält, zieht ihn der Freund aus dem Haus. Und nur mit Flasche traut er sich, seine Frau zu verführen. Im Hochgefühl seiner Alkoholsucht fährt er die Kinder betrunken zur Schule und baut einen Unfall.

Axel Ranisch meidet die Problemfilmklischees gängiger Säuferdramen. Einer wie er, der auf sein positives Gemüt stolz ist und seine Wurzeln in theaterpädagogischen Projekten nicht verleugnet, sucht nach Ausdrucksmitteln, um selbst ein Suchtdrama nicht böse enden zu lassen. Peter Trabner überzeugte ihn schließlich mit der Idee, die Sucht im Film als Wesen aus Fleisch und Blut, als besten Freund des Säufers darzustellen: Tobias kann Flasche nicht entkommen in den Clubnächten, wo eine Band unter spukhaften Masken rockt, auch in Momenten des Innehaltens, in denen die Balladen eines Troubadours (Robert Gwisdek) Tobias den Spiegel vorhalten. Wie Anika und die Kinder die Begleiterscheinungen der Sucht erleben, kommt leider zu kurz.

In einer Klinik durchläuft Tobias ein »Sie schaffen das!«-Programm. Alles, was moderne Heilverfahren bieten, könnte den gutmütigen Patienten stabilisieren, bliebe ihm nicht sein bester Freund im Nacken. Am Ende findet der Film anrührende und nachdenklich stimmende Bilder dafür, dass selbst ein handfester Showdown den bösen Geist nicht restlos vertreiben wird.

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