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15.11.2024
Chiara Fleischhacker, 31, geboren in Kassel, ist Regisseurin und Drehbuchautorin, studiert seit 2015 an der Filmakademie Baden-
Württemberg in Ludwigsburg. Während des Studiums drehte sie dokumentarische Kurzfilme, die mehrfach ausgezeichnet wurden.
Ihr erster Langfilm »Vena« über eine drogenabhängige Mutter bekam den First Steps Award. Sie lebt mit ihrer Tochter in Erfurt.
schwerwiegendes Problem mit der Meinungsfreiheit in Deutschland!
Was ist so böse daran, sich kritisch oder im Falle von #allesdichtmachen ironisch bis zynisch zu den Corona-Maßnahmen der Bundesregierung zu äußern? Ist es vielleicht, weil man den Leuten, denen die rechte Schmuddelecke zugewiesen wurde, damit in die Karten spielen würden? Dann könnte z.B. die AfD jedes politische Ziel ihrer Gegner blockieren, nur indem sie auch dafür wäre. Das kann es also nicht sein. Es muss doch erlaubt sein, eine Meinung zu einem gesellschaftlichen Problem zu haben, ohne immer gleich nach Rechts oder Links sortiert zu werden.
Ist es vielleicht, weil diese Kritik die Opfer der Pandemie, die vielen Einzelschicksale und die mehr als 80.000 Toten nicht ausreichend berücksichtigt?
Ist es vielleicht, weil man damit den unermüdlichen Einsatz von Ärzten und Pflegepersonal verhöhnt?
In Deutschland sterben im Jahr mehr als 3.000 Menschen in Folge von Verkehrsunfällen. Vorangegangene Grippewellen – vor wenigen Jahren – brachten mehr als 25.000 Tote. Noch mehr Menschen müssen auch ohne Corona sterben, weil sich kein Organspender oder ein Stammzellenspender findet, obwohl es potentiell genug davon gibt. In den Sommermonaten wurden schon Operationen verschoben, weil das Spenderblut knapp wurde.
Raucher gefährden nicht nur ihre eigene Gesundheit, sondern auch die ihrer Mitmenschen, insbesondere derer, die sich dem nicht entziehen können- Kinder der Raucher.
Das alles ist so sehr von den Freiheitsrechten des Einzelnen geschützt, dass wir bisher nicht einmal darüber nachgedacht haben, ob jeder über 40 mit zwei gesunden Nieren eine spenden müsste oder jeder gesunde Mensch zur quartalsweisen Blutspende verpflichtet werden sollte. Mit einem Tempolimit tun wir uns schwer und das Thema >vollständiger Autoverzicht< aufzumachen gleicht dem Versuch eine heilige Kuh zu schlachten. Rauchverbot auch im privaten Bereich oder das Verbot von Extremsportarten werden nicht diskutiert.
Als bei der letzten großen Grippewelle Menschen gestorben sind, übrigens unter der gleichen Bundeskanzlerin, war das alles irgendwie normal. Es war auch normal, dass zur Grippesaison die Intensivstationen ziemlich voll waren. Wir haben uns so daran gewöhnt, dass unsere Freiheitsrechte, wenn wir sie denn ausleben, eben nicht immer zur vernünftigsten Entscheidung führen. Das ist aber auch gut so. Denn das ist Leben! Lebensqualität macht ein Leben erst lebenswert und nicht umsonst steht die Würde des Menschen in unserem Grundgesetz noch über dem Recht auf Leben.
Wo sind die Aufschreie derer, die keine Kritik und keinen gesellschaftlichen Diskurs zum Thema Coronaschutzmaßnahmen dulden denn zu all den anderen Ursachen von Tod und Krankheit?
Und genau, weil wir uns daran gewöhnt haben, dass wir vom Staat nicht gezwungen werden können, immer vernünftig zu handeln, bin ich so überrascht, wie laut der Chor der Maßnahmenbefürworter geworden ist.
Ich bin kein Virologe der vor der Epedemie warnen muss. Ich bin auch kein Soziologe, der die Spätfolgen der Einschränkungen erforscht. Auch bin ich kein Leiter eines Krankenhauses, der nicht weiß, wie er seine Intensivstationen besetzen soll. Ebenso bin ich aber auch kein Kenner der Wirtschaft, der sich Sorgen über die Neuverschuldung und die coronabedingten Insolvenzen Gedanken macht. Ich bin kein Krisenmanager der Bundesregierung und habe auch keine Angehörigen durch die Krankheit verloren. Aber ich habe die Krankheit durchgemacht und überstanden und vor allem bin ich ein mündiger Bürger, dem es laut Grundgesetz immer noch zusteht, seine Meinung zu äußern. Genau, wie 83 Millionen anderer Bundesbürger, mit vielleicht 83 Millionen anderer Meinungen.
Und wer mich dafür verurteilen möchte, dass ich bestimmte Maßnahmen der Bundesregierung für zu undifferenziert, andere für ungleich und weitere für überzogen halte, der hat das Prinzip Rechtsstaat und Demokratie nicht verstanden.