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Der Film ist doch insofern transparent, als dass er von Anfang an klarstellt, dass er die Perspektive der palästinensischen Bewohner des Westjordanlands einnimmt. Mehrfach wird gesagt, dass fast alle Bewohner von Masafer Yatta Aktivisten seien, die mit Mitteln des gewaltfreien Widerstandes um das Recht kämpfen, in eben jenem Land leben zu dürfen anstatt in die Städte zurückweichen zu müssen.

Dabei geht es im Film niemals um Israel an sich. Das Existenzrecht Israels wird zu keinem Zeitpunkt in Frage gestellt. Gezeigt werden einfache Menschen, die in einer ländlichen Region im Westjordanland leben wollen und sich dabei der israelischen Militärbesatzung widersetzen, welche diese Region zu einer Schießzone deklariert hat.

Streitpunkt vor Gericht ist, ob die Vorfahren der Menschen dort in den Jahrzehnten vor 1980 sesshaft oder als Bedouinen lebten. Die israelische Zeitung Ha'aretz berichtet, dass diese Zone 1981 mit dem ausgewiesenen Ziel von Ariel Sharon errichtet wurde, eine weitere Besiedelung des Gebiets zu verhindern:
https://www.haaretz.com/israel-news/.premium-40-year-old-document-reveals-ariel-sharon-s-plan-to-expel-1-000-palestinians-1.9057519

In Archivaufnahmen ist im Film zu sehen, wie es durch eben jenen gewaltfreien Widerstand gelang eine Schule zu errichten, welche internationale Anerkennung fand und sogar vom damaligen britischen Premierminister Tony Blair besucht wurde. Dies wird Bildern aus der Gegenwart entgegengestellt, in denen die Schule abgerissen wird.

Auch wenn der Film natürlich nicht alle Sichtweisen beleuchtet, halte ich ihn trotzdem für sehenswert, da gerade die Perspektive dieser Aktivisten ansonsten schnell untergehen könnte. Ist es nicht auch gerade Aufgabe des Kinos ein Licht auf jene zu werfen, welche selbst über wenig Macht verfügen?

Im letzten Teil des Films zeigt der Film Aufnahmen von vermummten, bewaffneten Siedlern, welche Dörfer in Masafer Yatta angreifen und Menschen von dort gewaltsam vertreiben. Teilweise sind israelische Soldaten neben ihnen stehend zu sehen. Der Cousin des Co-Regisseurs und Protagonisten Basel Adra wird dabei von einer vermummten Person erschossen. Allein die Dokumentation solcher Verbrechen macht den Film doch schon relevant.

Auch die Beleuchtung eines Zweiklassensystems, bei dem israelische Fahrzeuge mit grünem Nummernschild auf allen Straßen fahren dürfen, während palästinensische Fahrzeuge mit gelbem Nummernschild nur auf bestimmten Straßen fahren und die ausgewiesenen Gebiete nicht verlassen dürfen, fand ich interessant. Palästinensischen Menschen ist es auch nicht erlaubt israelische Fahrzeuge zu fahren.

Schlussendlich zeigt der Film aber darüber hinaus die Möglichkeit einer Freundschaft zwischen israelischen und palästinensischen Menschen auf. Dies empfinde ich als einen echten Hoffnungsschimmer.

Der Film und diese Kritik haben mich dazu gebracht, selbst mehr über Masafer Yatta zu lesen.

-Die C-Gebiete, in denen Masafer Yatta liegt, wurden 1995 als Teil des Interimsabkommens Oslo II deklariert und sollten "schrittweise unter palästinensische Gerichtsbarkeit gestellt" werden.
-Die C-Gebiete machen knapp 2/3 des gesamten Westjordanlandes aus und stellen das einzige zusammenhängende Areal der Region dar, welches zudem reich an natürlichen Ressourcen ist.
-Baugenehmigungen sind für palästinensische Menschen dort fast unmöglich zu erhalten, während umgebende israelische Siedlungen wachsen und keinen Abriss zu fürchten haben.
-2015, noch während der Obama-Präsidentschaft, betonte US-Außenminister John Kerry gegenüber der Presse, "dass zentrale israelische Vorgehensweisen - darunter die Kontrolle über die C-Gebiete, die Siedlungstätigkeit und die Zerstörung von Häusern - die Region vom Frieden abbringen würden".
-Die 2022 gerichtlich erlaubte Umsiedlung von etwa 1200 palästinensischen Menschen aus Masafer Yatta wurde von den Vereinten Nationen als mögliches Kriegsverbrechen eingestuft.
-Das Urteil wird von den dort ansässigen Menschen auch deshalb als parteiisch kritisiert, weil einer der Richter, David Mintz, selbst in Dolev lebt, einer 1983 gegründeten israelischen Siedlung im Westjordanland, die international mehrheitlich als völkerrechtswidrig eingestuft wird.
-Die EU verurteilte durch den Europäischen Auswärtigen Dienst "Siedlungsausbau, Abrisse und Vertreibungen" in Masafer Yatta als "illegal unter internationalem Recht". Die Einrichtung einer Schießzone sei kein "imperativer militärischer Grund" für die Umsiedlung der besetzten Bevölkerung.
-Die EU erinnerte daran, dass solche Maßnahmen "die Zweistaatenlösung ernsthaft bedrohen und ein bereits angespanntes Umfeld nur eskalieren lassen, von dem niemand wirklich profitieren kann und das die Situation vor Ort für die einfachen Menschen auf beiden Seiten nur noch weiter verschlechtert".

Quellen: Wikipedia, die New York Times, der Guardian, Ha'aretz und der Europäische Auswärtige Dienst

Zu Letzterem hier der direkte Link: https://www.eeas.europa.eu/eeas/israelpalestine-statement-spokesperson-evictions-masafer-yatta_en

Aber jeder Leser möge gerne selbst zum Thema recherchieren und sich ein eigenes Bild machen.

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