Permanenter Link Gespeichert von Nicole Hoelzl am 11. Oktober 2024 - 10:35
Diese großartige Dokumentation hat mich tief berührt - danke an Katja Wildermuth und die Nicola Graef für die Hingabe und Geduld, dieses Portrait entstehen zu lassen.
Hingabe - das ist es, was Neo Rauch ausstrahlt. Fast scheint es so, als ob alles Außen nur Notwendigkeit des Seins sei.
Es geht offensichtlich nicht darum, Teil eines Kunstbetriebs zu sein, egal welche astronomischen Summen für seine Werke bezahlt werden.
Es ist die Kunst selbst, die mit unbeirrter Gewissheit den Weg zum Ich, und zugleich zum Betrachter, findet.
Der Schlüssel liegt wohl im Trauma des tragischen Bahn Unfalls, des frühen Verlusts beider Eltern. Das Entgleisen, aus der Spur geraten, drüber hinwegfahren, der dunkle Tunnel ohne Ahnung, wann das Licht am Ende desselben erreicht sein wird, das verletzte Vertrauen, Einsamsein, Zerstören einer Kindheit und die Hilflosigkeit, es notgedrungen hinnehmen zu müssen. Wer solches Leid erfährt, kann solche entrückten Albtraumwelten in Bildern erzählen…
Die Gleichzeitigkeit der Arbeit an diesen Großformaten, der starke Schaffensdrang, ja geradezu das Getriebensein macht ihn zum Werkzeug seiner Intuition.
Die Suche nach den Antworten in diesen monumentalen und kryptischen Werken ist seine Therapie.
Das Talent des Vaters, dass in ihm weiterlebt und sich eigene kreative Wege bahnt….
Die mysteriöse Farbgebung, die schlafwandlerisch-entrückten Gestalten, welche an alte Werbegrafiken oder die Jahrhundertwende erinnern - universell in ihrer Präsenz, unnahbar und geradezu autistisch in sich gekehrt wie er selbst - nie in Interaktion.
Das Verwobensein von Architektur, Natur und grafischen Ebenen mit den Eigenartigkeiten der dargestellten Personen: Neo Rauch greift meisterlich verschiedenste Elemente von Kunst-Epochen und Stilmitteln auf und gibt ihnen ein eigenes Dasein.
In jedem düsteren Szenario ist knallige Farbe zu finden und Schlangen - symbolisch für Nichtgreifbares, die Vertreibung aus dem Paradies, aber auch Heilung -winden sich immer wieder in die surrealen Bildwelten hinein, werden Körperteile.
Das Genie und Gespür für Plastizität und Dimensionen, die das Verstehen weit übertreffen, die Präzision seiner Kunst ist überragend.
Hier geht es offensichtlich um das Wegschieben einer großen Last der Seele, das tägliche „ stellen Sie heute die Fragen…..vielleicht leben Sie“, um es mit Rilke zu sagen, „eines fernen Tages, in die Antworten hinein“.
Alles, was Neo Rauch spricht, wirkt, als sei er ein Medium, der Botschaften einer anderen Sphäre kundtut. Es ist druckreife Poesie und Verletzlichkeit in unerwarteter Offenheit.
Dieser Künstler symbolisiert schmerzhafte Nähe und kühle Ferne in einem, ohne widersprüchlich zu erscheinen.
Er hat den geschützten Raum seines Ateliers,
seiner Musik, seiner Lebensbegleiter, und dennoch steht seine Einsamkeit genauso monumental vor dem Betrachter wie seine großen Leinwände.
Was seinen Händen entspringt und dort entsteht, nimmt den Umweg über grobe Arbeitshandschuhe, um beispielsweise filigrane Gesichtszüge aufleben zu lassen - fast so, als dürfe er es sich selbst nicht zu leicht machen, um die Analogie und Bürde seines Lebensschmerzes zu verdeutlichen.
Diese Handschuhe sind die Schutzmauer zu seiner wahren Verletzlichkeit, und wenngleich er über Farben und Bildelemente mit seinem Galeristen kommuniziert, folgt er doch ausschließlich seinem inneren Kompass.
Es wurde ihm vorgeworfen, seine Bilder nicht zu erklären.
Warum sollte er?
Bewertung Neo Rauch
Diese großartige Dokumentation hat mich tief berührt - danke an Katja Wildermuth und die Nicola Graef für die Hingabe und Geduld, dieses Portrait entstehen zu lassen.
Hingabe - das ist es, was Neo Rauch ausstrahlt. Fast scheint es so, als ob alles Außen nur Notwendigkeit des Seins sei.
Es geht offensichtlich nicht darum, Teil eines Kunstbetriebs zu sein, egal welche astronomischen Summen für seine Werke bezahlt werden.
Es ist die Kunst selbst, die mit unbeirrter Gewissheit den Weg zum Ich, und zugleich zum Betrachter, findet.
Der Schlüssel liegt wohl im Trauma des tragischen Bahn Unfalls, des frühen Verlusts beider Eltern. Das Entgleisen, aus der Spur geraten, drüber hinwegfahren, der dunkle Tunnel ohne Ahnung, wann das Licht am Ende desselben erreicht sein wird, das verletzte Vertrauen, Einsamsein, Zerstören einer Kindheit und die Hilflosigkeit, es notgedrungen hinnehmen zu müssen. Wer solches Leid erfährt, kann solche entrückten Albtraumwelten in Bildern erzählen…
Die Gleichzeitigkeit der Arbeit an diesen Großformaten, der starke Schaffensdrang, ja geradezu das Getriebensein macht ihn zum Werkzeug seiner Intuition.
Die Suche nach den Antworten in diesen monumentalen und kryptischen Werken ist seine Therapie.
Das Talent des Vaters, dass in ihm weiterlebt und sich eigene kreative Wege bahnt….
Die mysteriöse Farbgebung, die schlafwandlerisch-entrückten Gestalten, welche an alte Werbegrafiken oder die Jahrhundertwende erinnern - universell in ihrer Präsenz, unnahbar und geradezu autistisch in sich gekehrt wie er selbst - nie in Interaktion.
Das Verwobensein von Architektur, Natur und grafischen Ebenen mit den Eigenartigkeiten der dargestellten Personen: Neo Rauch greift meisterlich verschiedenste Elemente von Kunst-Epochen und Stilmitteln auf und gibt ihnen ein eigenes Dasein.
In jedem düsteren Szenario ist knallige Farbe zu finden und Schlangen - symbolisch für Nichtgreifbares, die Vertreibung aus dem Paradies, aber auch Heilung -winden sich immer wieder in die surrealen Bildwelten hinein, werden Körperteile.
Das Genie und Gespür für Plastizität und Dimensionen, die das Verstehen weit übertreffen, die Präzision seiner Kunst ist überragend.
Hier geht es offensichtlich um das Wegschieben einer großen Last der Seele, das tägliche „ stellen Sie heute die Fragen…..vielleicht leben Sie“, um es mit Rilke zu sagen, „eines fernen Tages, in die Antworten hinein“.
Alles, was Neo Rauch spricht, wirkt, als sei er ein Medium, der Botschaften einer anderen Sphäre kundtut. Es ist druckreife Poesie und Verletzlichkeit in unerwarteter Offenheit.
Dieser Künstler symbolisiert schmerzhafte Nähe und kühle Ferne in einem, ohne widersprüchlich zu erscheinen.
Er hat den geschützten Raum seines Ateliers,
seiner Musik, seiner Lebensbegleiter, und dennoch steht seine Einsamkeit genauso monumental vor dem Betrachter wie seine großen Leinwände.
Was seinen Händen entspringt und dort entsteht, nimmt den Umweg über grobe Arbeitshandschuhe, um beispielsweise filigrane Gesichtszüge aufleben zu lassen - fast so, als dürfe er es sich selbst nicht zu leicht machen, um die Analogie und Bürde seines Lebensschmerzes zu verdeutlichen.
Diese Handschuhe sind die Schutzmauer zu seiner wahren Verletzlichkeit, und wenngleich er über Farben und Bildelemente mit seinem Galeristen kommuniziert, folgt er doch ausschließlich seinem inneren Kompass.
Es wurde ihm vorgeworfen, seine Bilder nicht zu erklären.
Warum sollte er?