Film des Monats Oktober »Die defekte Katze«

© Alpenrepublik

Empfohlen von der Jury der Evangelischen Filmarbeit

Wie führt man eine Ehe, wenn man sich kaum kennt? Mina und Kian sind nicht aus Liebe zusammengekommen, sondern weil sie beide heiraten wollten. Nachdem Tinder und andere Wege nicht funktionierten, haben sie sich auf eine arrangierte Ehe eingelassen. Mina ist Elektrotechnikerin und lebte bisher im Iran, Kian ist Arzt und als Sohn iranischer Eltern in Deutschland aufgewachsen. Mit besten Absichten starten die beiden in ihr neues Leben als Ehepaar in einer typisch deutschen Dreizimmerwohnung. Aber wie hat man Sex mit einem völlig Fremden? Wie bleibt man gelassen, wenn die andere plötzlich eine grauenhafte Katze anschafft? Zumal erschwerend hinzukommt, dass Mina sich erst noch einleben muss; sie kennt niemanden, kann die Sprache nicht, und ihr Berufsabschluss wird nicht anerkannt. Kian wiederum weiß nicht so recht, was von ihm erwartet wird und schwankt zwischen verschiedenen Vorstellungen von Männlichkeit. Umgeben von den Ansprüchen anderer und stereotypen Vorstellungen davon, wie Liebe und Ehe zu sein haben, scheint das Projekt zum Scheitern ­verurteilt.

Die deutsche Regisseurin Susan Gordanshekan, die selbst iranische Eltern hat, beobachtet ihre Hauptfiguren – die von Pegah Ferydoni und Hadi Khanjanpour überzeugend dargestellt werden – differenziert und genau. Sie wirft einen frischen Blick auf das Thema Paarbeziehung und Migration. Es gelingt ihr in ihrem Spielfilmdebüt, mit erwartbaren Klischees nur zu spielen und immer wieder überraschende Wendungen für die Handlung zu finden. Typische Probleme von Migration und interkulturellen Missverständnissen werden in zahlreichen kleinen Details gezeigt, sie überstrahlen aber nie die Individualität der Personen und ihrer jeweiligen Entscheidungen. Daher ist »Die defekte Katze« auch eher ein Liebesfilm als ein Migrationsfilm – obwohl man als Zuschauer/in ohne ­eigene Migrationserfahrung auch darüber eine ganze Menge lernen kann.

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