Kritik zu Belle
Der japanische Anime-Regisseur Mamoru Hosoda schafft eine visionäre und gefühlvolle Utopie, in der eine virtuelle Welt positiv in die Realität strahlt
Wer in den 70er und 80er Jahren aufgewachsen ist, kann sich der Assoziationen wohl kaum erwehren: Sobald ein großäugiges Kind auftaucht, mit kurzem dunklem Haar, mal mit freudig weit aufgerissenem Mund, mal mit riesigen Kullertränen, denkt man unweigerlich an die japanische Heidi-Zeichentrickserie. Heute heißen die zwar Animes, doch die Anmutung der Figuren ist geblieben. Wenn dieses Mädchen aus dörflicher Idylle wenig später als Barbie-Klon in einer virtuellen Welt zum Star avanciert und dann als Belle ein seltsames Biest zu zähmen weiß, mag die Verwirrung noch ein bisschen größer sein. Und doch gelingt es dem japanischen Anime-Regisseur Mamoru Hosoda (»Mirai – Das Mädchen aus der Zukunft«, 2018), zwei Welten ganz unterschiedlich zu visualisieren und zugleich miteinander zu verbinden. Seine uneingeschränkte Bewunderung für Disneys »Die Schöne und das Biest« ist da allerdings etwas irritierend.
Suzu ist ein unglücklicher und einsamer Teenager; das Mädchen lebt mit seinem Vater in dörflicher Umgebung. Täglich macht sie sich auf den langen Weg in die Stadt zur Schule, wo sie eine hysterisch schüchterne Außenseiterin ist. »Heulsuse« nennt ihre einzige Freundin, die nerdige Hiro, sie immer wieder. Hiro aber ist es, die Suzu dazu verhilft, sich auf einer Plattform für das virtuelle Universum »U« anzumelden. Suzu kreiert ihren eigenen Avatar, eine Mischung aus Barbie-Puppe und Belle. Als schöne, mutige junge Frau mit glockenzarter Stimme hat sie in diesem Universum innerhalb kürzester Zeit Millionen von Fans. Eines Tages bedroht ein aggressives Monster das virtuelle Universum, das Suzus (oder Belles) Beschützerinstinkt weckt. Sie will ihm helfen, die eigene Brutalität zu überwinden. Denn Suzu weiß: Den Avataren lassen sich nicht willkürlich irgendwelche Eigenschaften einprogrammieren, vielmehr bringen die Avatare verborgene Stärken und Schwächen zum Vorschein.
Und genau das ist das Besondere an Hosodas Animationsabenteuer: Er zeigt, dass in einer Welt, die zunehmend durchdigitalisiert ist, soziale Netzwerke Positives bewirken können. Nicht nur dass Suzu durch ihren Avatar Belle zu sich selbst findet, in ihrer neuen Identität im Universum »U« ist sie auch in der Lage, die Welt zu verändern, und zwar die reale. Dabei wirft Hosoda einen liebevollen Blick auf die Jugend mit all ihren Problemen: Mobbing, fehlendes Selbstwertgefühl, die erste Liebe, Außenseitertum, häusliche Gewalt. Und wieder stellt er die Familie ins Zentrum des emotionalen Verlorenseins: Als Kind hat Suzu ihre Mutter verloren, als die ein fremdes Kind vor dem Ertrinken rettete und dabei selbst starb.
Es ist manchmal thematisch ein wenig viel, was sich Hosoda in den mehr als zwei Stunden vornimmt. Mal mäandern die Geschichten so nebeneinanderher, mal ergeben sich Verbindungen. Und doch ist »Belle« ein rasantes, tiefgründiges, witziges und geschickt visualisiertes Abenteuer. Dass Bilder und Story mitunter ganz schön schwülstig geraten, wird die Zielgruppe wohl nur wenig bedrücken.
Kommentare
bell
ich würde gerne wissen was am ende mit den Brüdern passiert holt die Polizei die aus de Eltern Haus raus oder hat der Vater ein einsehen was er seinen Söhnen angetan hat falsch ist und sich selber stellt und die Kinder zu verwandte kommen das hätten am ende erzählen können
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