E-Mail an... Valeska Grisebach
»Valeska Grisebach« Foto: Iris Janke
Valeska Grisebach hat seit 2011 drei Spielfilme gedreht – die haben es in sich. Nach »Mein Stern« und »Sehnsucht« kommt jetzt der in Cannes hochgelobte »Western«
Der erste Film, den Sie im Kino gesehen haben?
»Krieg der Knöpfe« im Adria-Kino,Berlin-Steglitz.
Welchen Film schauen Sie immer wieder?
Zum Beispiel »L’eclisse« von Antonioni, aber ich kann mich an allen seiner Filme nicht sattsehen. Mich beeindrucken zutiefst die philosophische Dimension und formale Eleganz. Antonionis Filme anzusehen, ist im positivsten Sinne immer wieder, wie in die Schule zu gehen.
Welche Fernsehserie verfolgen Sie gerade?
Während der Fertigstellung meines Films habe ich es genossen, nachts völlig müde in den Machtgefilden von »House of Cards« zu versinken. Im Moment sehe ich mit meiner Tochter die alte Familienserie Die Waltons und muss schmunzeln, wie sehr sie mich geprägt hat.
Welcher Film hat Sie zuletzt beeindruckt?
»Heremias« von dem philippinischen Regisseur Lav Diaz. Er erzählt die Geschichte eines einfachen Bauern, der sich auf die Reise in die Hauptstadt macht und schon auf dem Weg dorthin alles verliert. Unterwegs wird er heimlich eines Verbrechens gewahr, das an einer Frau geplant wird, und versucht, es auf seine Art zu verhindern. Ein Film, der mit seiner Länge von neun Stunden unsere Kinoverabredung von 90 Minuten sprengt, der aber, wenn man sich auf ihn einlässt, ein Erlebnis von atemberaubender Intensität und Spannung ist.
Ein Film, auf den Sie sich freuen?
»Los Perros« von der Chilenin Marcela Said und »Zama« von der Argentinierin Lucrecia Martel.
Ihr/e Lieblingschauspieler/schauspielerin?
Ich bewundere viele Schauspieler, in Deutschland zum Beispiel Sandra Hüller und Birgit Minichmayr. Im Western gefällt mir die fast feminine Eleganz von James Stewart und Henry Fonda. Ich bin ein echter Clint-Eastwood-Fan und finde es spannend, was die ikonenhafte Figur, die er durch seine frühen Filme geschaffen hat, für sein späteres Spiel bedeutet. In »Die Brücken am Fluss« zum Beispiel gibt es eine Szene, in der er sich abwendet, als er weint. In einem Interview erzählt er, dass Meryl Streep ihn gefragt hat, warum er der Kamera hier den Rücken zukehrt. Seine Antwort: Ich bin Clint Eastwood. Wer will den weinen sehen?
Mich berührt eine Spielweise, die etwas offenlässt und bei der der Darsteller nicht versucht, wie ein Hochleistungssportler eine Rolle psychologisch zu durchdringen. Ich finde den Gedanken von Heiner Müller interessant, der die Arbeit des Schauspielers mit dem Text mit einer Performance von Beuys, dem Tanz mit dem Coyoten, verglich: »Der Text ist der Coyote, und man weiß nicht, wie der sich verhält.“
Ein Lieblingsfilm, der ein bisschen peinlich ist?
Ewig nicht mehr gesehen: »The Way We Were« von Sydney Pollack
Was sammeln Sie?
Nichts wirklich vorsätzlich. Ich kann mich manchmal schwer von Dingen trennen, die eine Geschichte haben, und verliebe mich in Alltagsgegenstände, auf denen der Gebrauch seine Spuren hinterlassen hat, die so die Fantasie kitzeln. Und wenn ich unterwegs oder auf Reisen eine hübsche Glocke sehe, dann nehmʼ ich sie mit, wennʼs geht.
Ihr Lebensmotto? Oder Lieblingszitat?
Es gibt zwei Aussprüche meiner Freundin Holly aus New York, die ich immer wieder gerne zitiere: »Nicht weniger ist mehr, sondern mehr ist mehr.« Und: »Never take no for an answer.«
Der beste Platz im Kino?
Jedes Mal neu, abhängig von der Stimmungslage. Mal am Rand und dann wieder mittendrin.
Kommentare
Information
Sehr geehrte Frau Gerisebach
Ich habe gehörte, dass eine in Berlin lebende Regisseurin einen Anführer einer Gruppe von Demonstranten an der griechischen Grenze sucht
Laut den Fotos, die ich gesendet habe, können Sie uns auf diese Weise kontaktieren, wenn Sie mich, den Anführer der Gruppe namens Hamid Zarea, suchen.
Und wenn nicht, entschuldige ich mich aufrichtig
Mit freundlichen Grüßen
Hamid Zarea
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