Retrospektive: »Japanese War Bride« (1952)

»Japanese War Bride« (1952). Quelle: Sammlung Cinémathèque suisse.

Mitten während des Korea-Krieges zeigt King Vidor ein Schlachtfeld voll Leichen amerikanischer Soldaten. Das ist ein mutiger Anfang für einen Film. Nur einer regt sich noch: Jim Sterling. Der lernt im Folgenden im Lazarett eine japanische Krankenschwester des Roten Kreuzes kennen, diktiert ihr einen Brief – nicht an seine Eltern, sondern eine Liebeserklärung an sie. Bei ihrem Großvater hält er um ihre Hand an – der will, wie es das Ritual fordert, zwei Affen den Göttern opfern. Doch nein: Nachdem Jim entsetzt in den Garten geflüchtet ist, klärt sich auf: Der Großvater wollte ihn nur schockieren. Wollte ihm die Klischees klarmachen, die über Japaner im Umlauf sind. Mit denen werden Jim und seine Frau Tae nach der Rückkehr nach Amerika, ins Farmhaus von seinen Eltern, zu kämpfen haben.

»Japanese War Bride« ist einer der ersten Filme, die interkulturelle Ehen thematisieren. Er ist wohl der erste Film, der die Internierungslager anspricht, in denen die US-Regierung unter Roosevelt die japanischen Immigranten einsperrte; in diesem Fall den japanischstämmigen Nachbarn, dessen Farmland ihm beinahe auch noch genommen worden wäre. Schwerste Bürgerrechtsverletzung, und nicht damit zu rechtfertigen, dass auch die Japaner US-Bürger einsperrten, es sollte halt eigentlich einen Unterschied geben zwischen freiheitlicher Demokratie und imperialistischem Kaiserreich.

Jim und Tae lieben sich; und auch wenn Tae sich an die kalifornischen Sitten gewöhnen muss, könnte das gut gehen. Jims Bruder und sein Vater nehmen Tae gerne auf, auch wenn sie fremdeln. Die Mutter ist abweisender, aber nicht aus Bösartigkeit. Nur die Schwägerin hat eine spitze Zunge, und sie schreckt auch vor Schlimmerem nicht zurück, um die Japanerin zu diskreditieren – doch die Intrige, die die Verbindung beinahe zerstört, kommt erst spät im Film.

Vidor konzentriert sich auf dieses seltsame Paar, das hier im ländlichen Kalifornien eingeschlagen ist, wo offener Rassismus auf alte Kriegstraumata treffen, bei Familien, die im Krieg Angehörige verloren haben. Doch andererseits: Die Frau, die sich große Hoffnungen auf eine Ehe mit Jim gemacht hat, ist sehr herzlich gegenüber Tae, die japanischen Nachbarn sind nett, und nebenbei kann Vidor sein Faible für die Landwirtschaft ausleben, wenn er die Salaternte zeigt und die Logistik von Verpackung und Versand.
Lange Zeit bleibt die Ehe konstantes Zentrum, und Vidor beobachtet, was in den Menschen um Jim und Tae vor geht, wie sie zurechtkommen mit dieser Paarung: Der Freund und eine Frau aus dem Land der vorherigen Feinde. Wenn das Drama im letzten Viertel losgeht – eine infame, verleumderische Intrige um Tae, ihr Kind und den Nachbarn –, hat sich die Konstellation der Figuren so gefestigt, dass es, zumindest in diesem Film, ein Happy End geben kann.

Gezeigt wurde dieser selten zu sehende Film wahrscheinlich das erste Mal in Deutschland, so vermutet zumindest Connie Betz von der Kinemathek in ihrer Einführung: Monatelang musste nach einer 35mm-Kopie recherchiert werden, weltweit, wahrscheinlich war die gezeigte die einzige, die es überhaupt gibt.

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Kommentare

Jims Frau heißt nicht Kae, sondern Tae.

Vielen Dank für den Hinweis. Die Korrekturen wurden in den Text eingepflegt. Besten Gruß aus der Redaktion.

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