Wettbewerb: »Hidden Away«
Das Problem bei sogenannten Biopics ist, dass man nie so genau weiß, was wahr und was erfunden ist. In Christopher Rothe »Baader« zum Beispiel stirbt Andreas Baader zum Schluß, in signifikanter Abweichung von der Wirklichkeit. Giorgio Diritti schickt nun mit »Hidden away« einen Film in den Wettbewerb, der das Leben des italienischen Künstlers Antonio Ligabue erzählt, der hier kaum jemandem bekannt ist. Seine Kindheit bei Pflegeeltern in der Schweiz, die mit dem körperlich und geistig behinderten Jungen sehr eigenwillig umgehen, bis ihn die Behörden dann nach Italien abschieben. Sein Leben in der Po-Ebene, in bitterer Armut, und schließlich das Malen, dass ihn am Leben erhält. Es mutet fast märchenhaft an, dass er schließlich von dem Bildhauer Renato Marino Mazzacurati entdeckt und gerettet wird. In seinem Atelier entwickelt sich Antonio zu einem weithin geschätzten Künstler. Seine Wutausbrüche, seine merkwürdigen krampfartigen Bewegungen und seine wie zwanghafte Hinwendung zu Tieren aber bleiben. Diritti konzentriert sich ganz auf seine Hauptfigur. Er folgt Antonio beharrlich und erzählt seine Lebensgeschichte detailreich und intensiv. Das gesellschaftspolitische Umfeld aber wird nur angedeutet. Wie überlebt Antonio im faschistischen Italien? In welcher Gefahr befindet er sich? Wie wirkt der Krieg auf ihn und wie verändert sich die Gesellschaft nach dem Krieg? Diese Fragen lässt Diritti unbeantwortet und wiederholt stattdessen Malszenen, das sich versenken in den Gegenstand und die Faszination von Raubkatzen. Das aber nützt weder der Figur noch dem Film. Man ahnt, dass es irgendwann keine Entwicklungen mehr gibt. Im Stillstand aber entwickelt man eine Distanz zu Ligabue. Man will vieles dann so genau doch nicht wissen.
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