Cause without a Rebel
Mit seinem Dogma-Film »Das Fest« ist er in die obere Riege der europäischen Regisseure aufgestiegen. Übermorgen läuft sein neuester Film »Kollektivet«, übersetzt »Die Kommune«, im Wettbewerb. Thomas Vinterberg startete als radikaler Regisseur.
»Wir wollten das Filmemachen so rein und direkt wie möglich betreiben – gegen die Mittelmäßigkeit des Kinos«, sagte er. Das Dogma-Manifest, welches er 1995 unter anderem mit Lars von Trier entwarf, schrieb vor: keine Musik, kein Make-Up, kein künstliches Licht. Und, so auch der Titel der Veranstaltung: »The Director must not be credited«. Der Erfolg, den die Dogma-Filme hatten, zerstörte Dogma. »Es wurde von einer Revolte zur Marke«, beklagt Vinterberg. Plötzlich verkauften Möbelhäuser in Kopenhagen puristische »Dogma«-Möbel. Als 1998 in Cannes 1.400 Menschen begeistert klatschend nach der Vorführung von »Das Fest« aufstanden, wusste Vinterberg: »Dogma war tot.«
Sein neuer Film spielt in einer Kommune. Vinterberg wuchs als Kind selbst in einer solchen auf. »In einem großen Haus, das in oranges Licht getaucht war. Alle saßen am Tisch zusammen, machten Witze und tauschten Ideen aus. Ich habe es geliebt.« Doch das sei nicht der Grund für den Film: »Einen Film macht man aus Neugier, nicht aus Erfahrung.« Vinterbergs Kamera soll nach außen, nicht nach innen, gerichtet sein.
»Das Großartige an der Kunst ist allein das Risiko, der Skandal«, bilanziert er. Nach wie vor lässt der 46-Jährige seine Schauspieler viel improvisieren. »Ich sage ihnen nicht, was sie tun sollen, ich setze nur die Grenzen.« Am Ende ist es immer er, der entscheidet. Vinterberg wird nicht müde zu betonen: »I'm in charge.« Das Thema für seinen nächsten steht übrigens auch schon fest: eine Hymne auf den Alkohol. Klingt nach kalkuliertem Kontrollverlust. Ob das noch Risiko ist? »Kollektivet« wird es zeigen.
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