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Gerhard Midding

Einen ausländischen Komponisten zu engagieren, ist wahrscheinlich die budgetfreundlichste Möglichkeit, einem Film internationales Flair zu geben. Dieser Gedanke kam mir erstmals 2006, nachdem ich erfuhr, dass Gabriel Yared die Partitur zu »Das Leben der Anderen« komponiert hat. Dadurch wurde zwar noch kein europäischer Film daraus, aber zumindest einer, der international enorm wahrgenommen wurde.

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Ein Film muss nicht bleiben, wie er ist. Sein Anfang darf manchmal einfach nur Auftakt und muss nicht gleich Verpflichtung sein. Er kann zwischendurch den Kurs wechseln, den Tonfall ändern, eine vorgestellte Figur aus den Augen verlieren oder sich gar von ihr verabschieden. Gut, verirren sollte er sich besser nicht. Aber warum muss er sich an ein Stilprinzip gebunden fühlen?

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Diesen November würde ich gern in Nürnberg verbringen. Vielleicht nicht den ganzen Monat, aber zumindest fünf, sechs Tage davon, denn im dortigen Filmhaus wird eine klaffende Lücke geschlossen: Es läuft eine Retrospektive der Regisseurs Antonio Pietrangeli, einem der leise besungenen Helden des italienischen Nachkriegskinos.

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Der Eindruck, die Synchronisation sei in Italien gewissermaßen eine lebensweltliche Selbstverständlichkeit, lässt sich ohne große Abstriche auf Deutschland übertragen. Auch hier ist es das Publikum seit den 30er Jahren gewohnt, dass sich das Fremde auf der Tonspur in etwas Heimisches verwandelt.

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"Von einem guten Synchronsprecher erwarte ich", sagte sie bestimmt, "dass er die Seele der Figur findet." Das ist eine ziemlich unerhörte Forderung. Ludovica Modugno weiß jedoch, wovon sie spricht: Sie ist eine der bedeutendsten Synchronsprecherinnen und -regisseurinnen Italiens.

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In den ersten Debatten, die sich an den Enthüllungen über Weinsteins Schandtaten entzünden, vermisste ich die Vorsilbe »Un«. Anfangs war oft die Rede von einer Kultur der Komplizenschaft, des Schweigens, der Zustimmung und der Straflosigkeit. Auch ein anderer Begriff fiel, mit dessen Existenz ich mich noch immer nicht abfinden kann: rape culture.

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Die schwerwiegendsten Anschuldigungen gegenüber Harvey Weinstein, die vor dem 5. Oktober bekannt wurden, stammten von Filmemachern, die sich über künstlerische Übergriffe beschwerten. Wie er im Schneideraum mit »Mimic« umsprang, sei eine traumatischere Erfahrung als die Entführung seines Vaters für ihn gewesen, sagte Guillermo del Toro einmal. Den Spitznamen »Harvey Scissorhands« trug der Mogul zu Recht und bestimmt mit Stolz.

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In einem Interview zu »Happy End« wurde Michael Haneke unlängst gefragt, was ihm die liebste Phase im Prozess des Filmemachens sei. Das Schreiben mache ihm am meisten Spaß, erwiderte er, und am Schluss die Mischung. Die Antwort muss allenfalls zur Hälfte überraschen, ebenso wenig wie seine Aussage, die Vorbereitung sei die Hölle und das Drehen anstrengend, weil es nie so läuft, wie man es sich gewünscht hat.

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Einmal stand ich in einer Schlange vor ihm. Aber die Garderobiere händigte dann doch zuerst ihm den Mantel aus. Wir drei waren uns einig, dass diese Bevorzugung unbedingt gerechtfertigt war. Jean Rochefort bedankte sich verschmitzt, wir nickten uns höflich zu und er ging nonchalant seiner Wege.

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Die brennendste Frage, die die Welt nach dem entsetzlichen Massaker von Las Vegas beschäftigt, ist wahrscheinlich die nach dem Motiv des Todesschützen. Sie ist zugleich die aussichtsloseste: Eine Antwort wird sich nicht finden lassen. Es gibt keinen Grund dafür, 58 Menschen zu töten und 500 weitere zu verletzen.