DVD-Tipp: »Zappa« (2020)

© Plaion Pictures

Freak Out!

»Er war ein Sklave seines inneren Ohrs«, erklärt Gitarrist Steve Vai den Perfektionismus Frank Zappas, der seine Mitspieler bis zum Äußersten antrieb und doch nie ein Stück so vollkommen erlebte, wie es ihm beim Komponieren vorgeschwebt hatte. Doch genauso wichtig wie Präzision waren Zappa Improvisation und Spontaneität, vor allem in den Bühnen-Happenings mit den frühen »Mothers of Invention«: »Freak Out«!

Alex Winter – bekannt als Schauspieler in den »Bill & Ted«-Komödien – hat dem widersprüchlichen Genie 2020 ein filmisches Porträt gewidmet, das nun endlich auch bei uns erschienen ist. Mit Extras wie einem Audiokommentar und Booklet mit Essay des »Zappalogen« Jim Cohen sowie jeder Menge Soundtrack-Stücken auf zwei CDs bietet die Special Edition von Plaion sowohl Fans als auch Zappa-Neulingen einen wunderbaren Trip in dessen Welt.

Dort trafen von Anfang an Pop und Jazz, Avantgarde und Zirkusmusik, präzise Gesellschaftskritik und infantil-obszöner Quatsch aufeinander, und ähnlich überbordend ist auch Winters Film. Zum ersten Mal in diesem Umfang gewährte Zappas Familie Zugriff auf sein gigantisches Archiv, weshalb im Film Überraschendes zu sehen ist: Amateurfilme des Teenagers Frank etwa. Die virtuose Montage bricht Konventionen, durchkreuzt mit »Flashes« ­trashiger SF- und Monster-Filme, die Zappa so liebte, die lineare Erzählung. 

Dennoch entsteht in der Laufzeit von mehr als zwei Stunden ein weitgehend chronologisches, enorm informatives und – vor allem durch Interviews wie mit Steve Vai oder der Percussionistin Ruth Underwood – auch berührendes Porträt eines Nonkonformisten, der kompromisslos seinen Weg ging und zur (oft missverstandenen) Legende wurde. Großartiges Finale: das »Yellow Shark«-Konzert mit dem Ensemble Modern in Frankfurt 1992, Zappas letzter Auftritt vor seinem Krebstod mit 52 im Jahr darauf. 

»Zappa« zeichnet ein empathisches, doch nicht unkritisches Bild des Genies. Auch weniger schöne Facetten kommen zur Sprache, obwohl der Fokus auf seinem musikalischen Schaffen liegt.

 

 

VÖ: 12. Dezember 2024

Bestellmöglichkeit (DVD/Blu-ray-Box)

 

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