Amazon: »Perfekt Verpasst«
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Ralf fühlt sich nach seiner Scheidung »wie ein Gorilla, der nach 28 Jahren im Zoo plötzlich in die Wildnis ausgesetzt wird«. Der Buchhändlerin Maria geht es nicht viel besser. Beide zusammen wären eigentlich ein Dreamteam. In einer nordhessischen Provinzstadt sind sie quasi Nachbarn. Trotzdem laufen sie sich nie über den Weg. Oder vielleicht doch?
Auf dieser witzigen Grundidee basiert die Serie »Perfekt verpasst«. Der Achtteiler aus der Feder der routinierten Autoren Sebastian Colley, bekannt durch »How to Sell Drugs Online (Fast)«, und Claudius Pläging (»Catweazle«) variiert das altbekannte Motiv der romantischen Komödie. Dank der Besetzung mit Anke Engelke und Bastian Pastewka müssten diese verfehlten Begegnungen eigentlich ein Selbstläufer sein. Leider finden die beiden begnadeten Komiker nicht so wirklich zusammen – außer in einer Szene.
Am Ende laufen die beiden sich dann doch noch in einer Kölner Bar über den Weg. Ralf sitzt am Flügel und spielt »Africa« von Toto. Als er dann mit Maria im Duett singt, drückt der 80er-Jahre-Kuschelrock-Ohrwurm die Gefühle dieser verletzten Seelen perfekt aus. Solche Momente sind allerdings rar. Das verwundert, denn die Autoren haben in diesen Stoff viele Steilvorlagen eingearbeitet, mit denen die beiden Starkomiker sich jeweils von ihrer Schokoladenseite zeigen können.
Bastian Pastewka ist immer dann komisch, wenn er die Verletzlichkeit seiner Figur mit misslungenen Scherzen offenlegt. Als seine Frau es ablehnt, direkt nach dem Scheidungstermin mit ihm noch ein Eis zu essen, kalauert er: »Das Eis läuft ja nicht weg. Außer es ist heiß.« Und Anke Engelke läuft jeweils dann zur Hochform auf, wenn ihr der Hundetrainer erklärt, wie man mit Menschen kommuniziert.
Das alles bleibt Stückwerk. Der Serie fehlt es an Timing. Bereits die Eingangssequenz, in der das Paar – ohne sich zu kennen – in einem Fahrgeschäft feststeckt, ist ermüdend lang. Die Geschichte von Ralf, der in Scheidung lebt und von seinen beiden erwachsenen Töchtern altkluge Ratschläge in Beziehungsfragen erhält, kommt nicht in Schwung. Marias Affäre mit dem Bräutigam ihrer besten Freundin erscheint altbacken.
Ohne Fritzi Haberlandt, die die Naivität der Betrogenen kongenial ausspielt, bliebe die Geschichte dröge. Auch bei Themen wie dem Wellness-Wochenende mit Lifestyle-Esoterik inklusive Über-glühende-Kohlen-Laufen hat man ein Dejà-vu. Zu guter Letzt erinnern die Bilder des pittoresk-verschlafenen Marburg schon ein wenig an die Ästhetik eines Degeto-Films.
Das Konzept geht also nicht ganz auf. Engelke und Pastewka zählen fraglos zu den besten, ja begnadetsten Komikern hierzulande. Aber in diesem verfehlten Gipfeltreffen haben sie sich tatsächlich perfekt verpasst. Allerdings nicht im Sinne einer romantischen Komödie. Szenen, in denen sie sich am Ende nahekommen, zeigen ein Paar, das eher wie Bruder und Schwester anmutet. Schade eigentlich.
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