Sky: »Django«

»Django« (Serie, 2023). © Cattleya Srl

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Augenpaar in Großaufnahme

Texas, 1872. Sieben Jahre nach Ende des Bürgerkriegs hat sich in New Babylon eine Gruppe befreiter Sklaven nebst Prostituierten und Ausgestoßenen zusammengefunden. Die freie Gemeinschaft unter der Führung von John Ellis (Nicholas Pinnock) ist jedoch ein Dorn im Auge der einflussreichen Elizabeth (Noomi Rapace), die in der Stadt Elmdale das Sagen hat. Zwischen die Fronten der intriganten Geschäftsfrau und den verarmten schwarzen Siedlern gerät ein mysteriöser Fremder, der nach seiner verlorenen Tochter sucht.

Inspiriert wurde die von Sky und Canal+ produzierte Serie durch Sergio Corbuccis Kultfilm aus dem Jahr 1966. Stilbildend wurde »Django« durch seinen lakonischen Antihelden, der sich durch eine düstere Landschaft aus Schmutz und Regen kämpft. Viele dieser ikonisch gewordenen Motive greift die Serienversion aus der Feder von Leonardo Fasoli und Maddalena Ravagli auf. Zitiert werden unter anderem der Sarg, in dem Django ein Maschinengewehr hinter sich herschleppt, und jene Großaufnahmen auf Augenpaare, die zum Markenzeichen des Italowestern wurden. Regisseurin Francesca Comencini verbeugt sich tief vor dem Original: Der Rassismus, der sich in Corbuccis Kultfilm gegen die Mexikaner richtete, konzentriert sich – ähnlich wie in Tarantinos gleichnamiger Verfilmung – auf die Situation afroamerikanischer Siedler.

Kaum wieder zu erkennen ist dagegen die Titelfigur. Matthias Schoenaerts als Django wird eingeführt durch eine brutale Saloon-Schlägerei, aus der er zwar als Sieger hervorgeht – sich dabei aber auch als recht verletzlich erweist. Nur mit knapper Not entgeht er dem Galgen, bevor seine Figur überraschenderweise an den Rand gerückt wird. Stattdessen konzentriert sich die Serie auf die maliziöse Großgrundbesitzerin Elizabeth. Als auf New Babylon eine lukrative Ölquelle gefunden wird, setzt sie alles daran, um das Land, das sie einst an den Ex-Sklaven Ellis verkaufte, zurückzubekommen. Noomi Rapace spielt sie als kaltherzige Schurkin, beseelt mit religiösem Wahn.

Im Gegensatz zu dieser Teufelin ist der von Schoenaerts gespielte Django eine empfindsame Seele. Rückblenden verdeutlichen, wie sehr es ihn schmerzt, dass er seine geliebte Tochter im Stich lassen musste. Mit seinem besten Freund verbindet ihn eine Geschichte, die an »Brokeback Mountain« mahnt. Und so verwundert es nicht, dass Django sich gegenüber der Hure Jess, die nicht zufällig von der britischen Transsexuellen Abigail Thorn gespielt wird, als einfühlsam erweist.

Stilistisch setzt die Serie auf eine Wiederentdeckung der Langsamkeit. Trotz der für das Genre üblichen Schießereien dominiert ein elegischer Tonfall. Wundervoll fotografierte Landschaftstableaus werden untermalt von elektronischen Klängen. Erzählerisch überzeugen nicht alle Wendungen. Ein hohes Produktionsniveau sowie die atmosphärische Dichte der Serie erwecken jedoch Neugier auf den Ausgang.

OV-Trailer

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