Disney+: »Single Drunk Female« Staffel 2

»Single Drunk Female« (Staffel 2, 2023). © Freeform/Disney

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Alltag ohne Alkohol

Samantha Fink (Sofia Black-D'Elia) ist wieder im Knast. Nur diesmal nicht zum Ausnüchtern wie vor mehr als einem Jahr, sondern weil sie heute den inhaftierten Frauen davon erzählen soll, wie sie seitdem ihr Leben in den Griff bekommen hat. Es ist Samanthas 29. Geburtstag und sie seit 549 Tagen trocken. Ein Rekord für die junge Frau, die zuletzt stark angetrunken von ihrem Redaktionsjob beim Internetportal BZZZ gefeuert wurde, dabei mit einem Telefonhörer ihren Boss böse am Auge verletzt hatte und nach einer Reha wieder bei ihrer Mutter eingezogen ist. Nun steht sie da und jammert den Insassinnen vor, dass sie es nach wie vor nicht leicht habe, alleine die viel zu weiche Matratze! »Ihr verpasst da draußen wirklich nicht viel.« Auch das Gespür für andere muss sie erst wieder lernen.

Dieses Schwanken zwischen Fettnäpfchen und anrührenden Momenten ist die Stärke der Dramedyserie »Single Drunk Female«, die sich um Samanthas holprigen Neustart jenseits von Partys und Abstürzen dreht und nun in die zweite Staffel geht. In zehn neuen, jeweils etwa 20 Minuten kurzen Folgen versucht Samantha beruflich wieder Fuß zu fassen, begegnet ihrem rückfälligen Ex, lässt sich auf eine neue Beziehung ein und hadert mehr als einmal mit ihrem Selbstwertgefühl. Sie ist eine liebenswerte Chaotin und Stehauffrau, die auf eigene Schwächen und Rückschläge mit einer oft übervollen Dosis Selbstkritik und Ironie reagiert und in ihrer Abstinenz immer wieder in Situationen gerät, die oft unkontrolliert Gefühle hervorrufen, die sie sich nicht wie früher schön- oder taubtrinken kann.

Nicht die Sucht steht dabei im Mittelpunkt, sondern die diversen Lebenskrisen, die Samantha überhaupt erst zur hochfunktionalen Alkoholikerin gemacht haben. Und mit denen sie sich nun auseinandersetzten muss, ob mit oder ohne höhere Kraft. Ein Schritt nach dem andern.

Das herausfordernde Auf und Ab des Alltags darzustellen, den sie nun nüchtern bewältigen muss, von AA-Meetings bis zum Dating, gelingt der Serie von Simone Finch (»Die Conners«) mit mal sarkastischem, mal warmherzigem Witz erstaunlich gut und angenehm unspektakulär, ohne das Thema zu verharmlosen – auch wenn Samanthas Sucht nicht zum Totalzusammenbruch und in die Obdachlosigkeit geführt hat.

Daneben sind es vor allem ihre Beziehungen zu Frauen, die hier ausgelotet und immer wieder neu verhandelt werden und der Serie zwischenmenschliche Tiefe geben. Ob zu ihrer manipulativen, ignoranten Mutter Carol (ein längst überfälliges Comeback für Ally Sheedy), ihrer konsequenten Sponsorin Olivia (Rebecca Henderson) bis zu ihrer ehemals besten Freundin Brit (Sasha Compère), deren Vertrauen Samantha zurückzugewinnen versucht. Zusammen mit Samanthas Weg zurück ins Leben macht jede von ihnen in dieser zweiten Staffel eine überraschende Entwicklung durch, die die Serie zum (nahezu) gleichberechtigten Ensemblevergnügen und kostbaren Streaming-Kleinod werden lässt.

OV-Trailer

Meinung zum Thema

Kommentare

Super schade: Gerade rausgefunden, dass die Serie "Single Drunk Female" von Disney+ bereits nach wenigen Stunden wieder abgesetzt wurde :(

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