Apple TV+: »The Buccaneers«
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Reiche Amerikanerinnen, die in der viktorianischen Epoche zur Rettung finanziell klammer Aristokraten in den britischen Hochadel einheiraten, sind ein beliebter Topos. Der Kulturkonflikt zwischen Neureichen und verarmter Anglo-Elite beschäftigte auch Edith Wharton, auf deren letzten unvollendeten Roman (»Die Freibeuterinnen«) sich diese Serie beruft. Nun ist es schwer festzustellen, was von Whartons Vorlage, in der fünf junge New Yorkerinnen über den großen Teich ziehen, um einen Mann mit Titel zu ehelichen, übrig geblieben ist. Das letzte Drittel des Romans wurde 1993 von einer anderen Autorin ergänzt, der Originalstoff selbst, wiederum neu aufgemotzt, als BBC-Miniserie 1995 verfilmt.
Die Apple-Produktion »The Buccaneers« erinnert an Netflix' »Bridgerton«: mit anachronistischer Popmusik, homosexuellen Affären und einem extrovertierten Gebaren der Mädchen, das an heutige Junggesellinnenabschiede erinnert. Jane-Austen-Verfilmungen, »Little Women« und die Erfolgsserie »Emily in Paris« dienten wohl ebenfalls als Inspiration. Abgesehen von Christina Hendricks (»Mad Men«) als Mutter zweier Mädchen und Alisha Boe (»Tote Mädchen lügen nicht«) besteht die Darstellerriege weitgehend aus Newcomern.
Im Zentrum steht die zurückhaltendste der Freundinnen, Nan St. George, die sowohl vom verarmten Guy Thwarte wie von Theo, Duke of Tintagel, umworben wird. Ihre charakterliche Antagonistin ist die sinnlich-impulsive Conchita (Boe), die sich einen Lord Richard geangelt hat und im Dauerstreit mit ihren arroganten Schwiegereltern lebt. Auch die anderen drei der Clique, Mabel, Lizzy und Jinny, durchleben bittersüße Erfahrungen.
Wirklich gefährlich erscheinen diese Bredouillen zunächst nicht. Auch die theatralisch aufbereiteten Konflikte zwischen klassenbewussten, steifen Aristokraten und lauten, ach so lockeren Amerikanerinnen, die ihr Herz auf der Zunge tragen, lösen sich meist in Wohlgefallen auf. Die champagnerseligen Partys in englischer Gartenidylle erinnern an Adornos Diktum »Fun ist ein Stahlbad«, das aufgekratzte Gehabe sägt an den Nerven. Die Mädchen glänzen in dem jeweiligen charakterlichen Stereotyp angepassten Roben aus Seide und Spitze. Die Männer, oft nackend im Teich schwimmend, werden als Objekte der Begierde vorgeführt.
Und doch: Wo die Kulisse aus Burgen, Schlössern und bunten Kostümen an eine überladene Kaufhausauslage erinnert, da sorgt das filmische Motto »Mehr ist mehr« eben zuverlässig für Augenschmaus. Gedreht wurde ausschließlich in Schottland, das wohl noch nie so mediterran ausgeleuchtet wurde. Zudem zeigt sich, dass die Nöte der Mädchen, etwa der pflichtbewussten Jinny, die ihre Ehe unbedingt zum Erfolg machen will, relevanter sind als vermutet. Unversehens und ausführlich kommen in dieser Soap Opera Dinge aufs Tapet, die, gerade in ihrer opulenten Kostümierung, spezifisch weibliche Problemlagen in scharfes Licht rücken. Das ist dann doch ein unerwarteter Mehrwert dieser Serie, die als »guilty pleasure« durchgehen kann.
OV-Trailer
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