DVD-Tipp: »A Taxi Driver« (2017)

Die Bedeutung von Journalisten, die unter höchster Gefahr aus Krisengebieten berichten, ist durch den aktuellen Krieg in der Ukraine sicherlich wieder verstärkt ins Bewusstsein gerückt. Ein solcher war auch der deutsche Reporter Jürgen Hinzpeter, der 1980 mit einem Taxi in die vom Militär abgeriegelte Stadt Gwangju in Südkorea fuhr, um Bildaufnahmen von den dortigen Aufständen zu erstellen, deren Existenz die durch einen Militärputsch an die Macht gekommene Regierung eigentlich vertuschen wollte und letztendlich blutig niederschlug. Der südkoreanische Regisseur Hun Jang hat sich der Geschichte für einen Spielfilm angenommen, welcher im europäischen Raum lange unter dem Radar lief. Die Veröffentlichung auf Blu-Ray erfolgte für den 2017 in Korea gestarteten »A Taxi Driver« in Deutschland erst im September 2021. 

Hun verbindet die Geschichte von Hinzpeter (Thomas Kretschmann) und seinem Taxifahrer (»Parasite«-Star Kang-ho Song) teilweise mit den echten Aufnahmen des Massakers, wodurch ein bestürzend authentisches Bild der Geschehnisse entsteht. Sein Hauptaugenmerk legt der Film allerdings auf die Geschichte des Taxifahrers, über dessen realen Hintergrund wenig bekannt ist. Das lässt Raum für eine zusätzliche fiktive Geschichte. Im Film ist der Taxifahrer Kim ein alleinerziehender Vater der Arbeiterklasse, der von den politischen Ereignissen keine Ahnung hat und zunehmend überfordert in die Geschehnisse verwickelt wird. Han verbindet so Historienfilm mit Komödie und gönnt sich gegen Ende noch einige actiongeladene Verfolgungsjagden. Letztere schwächen den Film allerdings eher. Seine starken Momente hat er vor allem dann, wenn er ganz unaufgeregt daherkommt und sich auf die eigentlichen Geschehnisse konzentriert, die von sich aus bereits genügend Spannung bieten. Auch die Handlung um Kim ist am Ende eine etwas arg märchenhafte Erzählung eines Verblendeten, der dann doch zum Helden wird. Gleichwohl macht sie einen wesentlichen Punkt deutlich: Die Haltung einer Person hängt auch immer von dem ab, was sie erfährt und zu welcher Berichterstattung sie Zugang hat. Umso wichtiger, dass es Reporter wie Hinzpeter gab und auch heute noch gibt.

VÖ: 23. September 2021

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