DVD-Tipp: »Mafia Inc« (2019)

© Koch Films

Brutale Geschäfte

Da steht er, der jugendliche Vince, und soll seinen ersten Mord für den Mafiapaten Frank Paternò (Sergio Castellitto) ausführen. Als die Tat nach langem Zögern schließlich ausgeführt ist, sagt einer der beiden Aufseher zu dem sichtlich mitgenommenen Jungen: »Nun kommt der spaßige Teil, du darfst den Mistkerl zerkleinern und packst die Stücke in den Kühlschrank.« Ein makabrer Scherz des Gangsters, für den er vom Kollegen sofort zurechtgewiesen wird. Gleichzeitig eine Szene, die alle Facetten von »Mafia Inc« be­inhaltet. Zum Teil brutal, zum Teil ironisch, aber auch emotional aufwühlend. Basierend auf den nichtfiktionalen Büchern des Journalisten André Cédilot wird die Geschichte des mächtigen Rizzuto-Clans erzählt, der in Kanada seine Geschäfte betreibt und immer mehr in blutige Kämpfe verwickelt wird. Es ist eine Geschichte in bester Manier von Genreklassikern wie »Der Pate«. Gerade am Anfang werden viele altbekannte Bilder bedient. Machtkämpfe, Klüngeleien, luxuriöse Familienfeiern und Gangster, die sich an Gewalt und exzessiven Partys berauschen. Am Ende aber siegt der Spannungsbogen, den die Kämpfe um Macht, Korruption und Ehre mit sich bringen. 

Dass der Thriller auch eine authentisch tragische Seite bekommt, liegt vor allem an der eingangs erwähnten Figur des Vince Gamache (Marc-André Grondin). Als Jugendlicher wird er von Frank Paterno in die Familie aufgenommen, nachdem er sich von seinem eigenen Vater abgewendet hat. Sein Weg zum Clan wird nach und nach in Rückblenden erzählt, während er im Hier und Jetzt immer mehr in Konflikt mit diesem gerät. Dort sieht man einen skrupellosen Verbrecher, der nach Macht dürstet und dessen brutale Methoden am Ende sogar im Gegensatz zur Moral der eigenen Leute stehen. Im Gesamtkontext aber ergibt sich das Bild eines Menschen, der sein Leben lang bloß Anerkennung gesucht hat und letztendlich an seinem Weg zerbricht. Und so ist der Film auch keine Werbung für das Mafialeben, ein Vorwurf der solchen Produktionen ja gern gemacht wird, sondern macht vor allem dessen schockierende Brutalität deutlich.




VÖ: 27. Januar 2022

Bestellmöglichkeit (DVD/Blu-ray)

 

 

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