DVD-Tipp: Drei DEFA-Produktionen
»Roman einer jungen Ehe« (1952)
Es ist gegen alles Gute, Saubere und Anständige im Menschen gemacht, ruft die Schauspielerin Agnes aus. »Das ist ja so kalt und herzlos gemacht, ohne jede Scham, so widerlich wie grüner Gallert!« Was die junge Frau im Jahr 1947 so empört, ist Sartres Stück »Die schmutzigen Hände«.
Die Heftigkeit, mit der sie sich äußert, überrascht auch heute noch, bringt aber die Tendenz des Films »Roman einer jungen Ehe« (1952) auf den Punkt. Das Auseinanderleben eines Schauspielerehepaars wird durch das Auseinanderdriften von Berlin (West) und Berlin (Ost) forciert. Während Ehemann Jochen im Westteil in Zuckmayers »Des Teufels General« auftritt und sich schließlich für eine antikommunistische Propagandaveranstaltung missbrauchen lässt, spielt Agnes in »Die russische Frage« und organisiert eine Kulturveranstaltung zum Richtfest der neuen Wohnungsbauten in der Stalinallee, wo sie auch das Gedicht »Wie ich mich schäme« von Kurt Barthel (KUBA) rezitiert. Toll auch die Dreharbeiten eines antikommunistischen Hollywoodfilms im Westteil mit der Regieanweisung »Der Film spielt in Ost-Berlin: Der Mann mit der Bügelfalte soll aus dem Bild rausgehen!« Mehrere berühmte Bühneninszenierungen der ersten Nachkriegsjahre tauchen im Film auf, die Namen der Beteiligten allerdings sind geändert, so wird auch aus Veit Harlan ein Herr »Hartmann«.
Im selben Jahr entstand auch »Frauenschicksale«, dem die unwirklichen Farben von Agfacolor eine Stilisierung verleihen. An der Figur des Frauenhelden Johnny (Motto: »Man lebt nur einmal«) machen sich die Schicksale mehrerer Frauen fest, die ihm verfallen. Dass seine stereotypen und vor allem immer gleichen Anmachsprüche bei ihnen so leicht verfangen, irritiert. Der Film arbeitet sowohl mit hartem Drama, wenn für ein elegantes Kleid (143 Westmark) eine junge Frau ihre Mutter bestiehlt und ihren kleinen Bruder erstickt, als auch mit satirischen Momenten, wenn Conny mit einer älteren Baronin in einem Westberliner Etablissement tanzt, an dessen Wänden Karikaturen von Affen in Menschenkleidern hängen. Seine Figuren sind allesamt Prototypen, Individualität gesteht der Film ihnen nicht zu. Aus der Jurastudentin ist zwar später eine Richterin geworden, die ein kraftvolles Plädoyer für die zur Mörderin gewordene Frau hält und dieser bei dem Weg in ein neues Leben hilft – aber musste sie unbedingt ihren Kollegen heiraten, der aus seinem Zweifel an der Gleichberechtigung der Frauen nie einen Hehl machte? Die interessante Debatte zwischen dem Demokratischen Frauenbund und Regisseur Slatan Dudow darüber ist dankenswerterweise im Booklet abgedruckt.
Auch wenn diese Veröffentlichung zum Internationalen Frauentag nur begrenzt taugt, ist sie höchst erfreulich, zumal der Doppel-DVD zwei Kurzdokumentarfilme aus der Zeit beigegeben sind, von denen der eine sich mit der »Kampfgruppe gegen Unmenschlichkeit« beschäftigt.
Vier Jahre nach »Roman einer jungen Ehe« drehte Kurt Maetzig ein episches Propagandawerk: Der 1986 für das DDR-Fernsehen realisierte Thälmann-Zweiteier fällt gegenüber »Roman einer jungen Ehe« sehr viel nüchterner aus. Er konzentriert sich im ersten Teil auf die Jahre 1929/30. im zweiten auf 1932/33 und endet mit einer Rede Thälmanns vor Parteigenossen. Sein weiteres Schicksal (er wurde, nach elf Jahren Haft, 1944 erschossen) wird nicht einmal auf Schrifttafeln eingefügt. Thälmann wird hier dargestellt als Vorkämpfer für die Einheit der Arbeiterklasse. Um ein junges kommunistisches Paar gruppieren sich der Freund des Mannes, der zu den Nationalsozialisten umschwenkt, und ein SPD-Mann, der erst spät die Fehler seiner Parteispitze begreift. Auf der anderen Seite agieren Industrielle, die Hitler fördern. Im ersten Teil kann man übrigens Jörg Schüttauf in zwei Szenen als Jungkommunisten und Jan-Josef Liefers als Mitglied der Agitprop-Truppe »Das rote Sprachrohr« sehen. Das schöne Pathos der alten Kinofilme allerdings habe ich vermisst.
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