Disney+: »Abbott Elementary«
»Abbott Elementary« (Serie, 2021). © Disney+/Hulu/ABC
Die Abbott Elementary School ist eine, wie es sie in den USA vermutlich so ähnlich in jeder größeren Stadt mehrfach gibt. Eine staatliche Grundschule, die überwiegend von schwarzen Kids besucht wird, heruntergewirtschaftet durch jahrzehntelange Sparmaßnahmen und Personalkürzungen und mit einem Lehrkörper, der begeisterungsfähige Berufsanfänger genauso umfasst wie desillusionierte alte Hasen. Genau der richtige Ort also für ein Kamerateam, um Material für ein Dokumentarprojekt über den Lehreralltag einzufangen.
»Abbott Elementary« ist nun eine Sitcom über dieses Dokumentarprojekt, oder besser gesagt: über eben jene natürlich fiktive Schule in Philadelphia. Dass die Serie als Mockumentary daherkommt und die Protagonist*innen entsprechend immer mal wieder das Geschehen direkt in die Kamera kommentieren, spielt ziemlich schnell eigentlich keine allzu große Rolle mehr. Viel passender als Einordnung ist das Genre der workplace comedy à la »Parks and Recreation«, geht es doch vor allem tatsächlich um die Arbeitswelt des Lehrerkollegiums in allen Facetten, vom schlechten Essen in der Schulkantine über mangelndes Geld für Bücher bis hin zu nicht funktionierenden Toiletten.
Im Zentrum steht dabei Janine (Quinta Brunson, auch Schöpferin und Showrunnerin der Serie), die genau wie ihr Kollege Jacob (Chris Perfetti) als eine von wenigen Neulingen das erste Jahr im Job überstanden hat. Dazu kommen die abgebrühte Melissa (Lisa Ann Walter), die Janines Parallelklasse leitet, die ebenso strenge wie religiöse Barbara (famos: Sheryl Lee Ralph), die für die Vorschulkinder verantwortlich ist, der neue Vertretungslehrer Gregory (Tyler James Williams) sowie die taktlose und nicht ihrer Fähigkeiten wegen eingestellte Schulleiterin Ava Coleman (Janelle James).
Allen Gefahren, die Geschichten über Lehrer*innen innewohnen, weiß »Abbott Elementary« – neben »Ghosts« die erfolgreichste neue Sitcom im frei empfangbaren US-Fernsehen des letzten Jahres – erfolgreich aus dem Weg zu gehen. Weder liegt zu viel Fokus auf den Kindern (auch wenn die ein paar wunderbare Momente haben) noch werden der Berufsstand oder einzelne Figuren, deren Privatleben immer nur bis zu einem gewissen Grad Einzug in die Handlung hält, verklärt.
Auch sonst beweist Brunson, die ihre Karriere mit Comedyvideos im Internet begann und für die »Black Lady Sketch Show« mitverantwortlich zeichnete, ein gutes Händchen nicht nur für Humor und Timing, sondern auch für die richtige Balance. »Abbott Elementary« ist mal bissig und trocken, mal albern, ausgelassen und rührend, aber nie zynisch oder kitschig. Stattdessen sitzt ein Gag nach dem nächsten so treffsicher, dass es eine Freude ist, und wenn die erste Staffel nach 13 Episoden viel zu früh vorbei ist, kann man sich zum Glück mit der Aussicht trösten, dass die Arbeit an einer zweiten, längeren bereits begonnen hat.
OV-Trailer
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