Apple TV+: »Suspicion«
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Die Royal Family wars! So zumindest sieht es aus in einem Video, das gleich zu Beginn von »Suspicion« viral geht: Da sieht man, wie vier Personen mit Plastikmasken in Gestalt von Queen Elizabeth, Prince Charles sowie William und Kate in einem New Yorker Luxushotel einen jungen Mann namens Leo Newman überwältigen und in einen Koffer packen. Dass schon kurz darauf die National Crime Agency in London zu ermitteln beginnt, liegt aber doch nicht am Königshaus, sondern daran, dass vier Verdächtige in Großbritannien eintreffen.
Katherine Newman (Uma Thurman), die einflussreiche Mutter des Entführten, ist ein weiblicher Medien-Tycoon, die unter anderem Lobbyarbeit und Krisen-PR für Energie-Konzerne betreibt und als potenzielle US-Botschafterin in London gehandelt wird; sie übt Druck auf das FBI aus. Die britischen Ermittler*innen um Agent Okoye (Angel Coulby) verhaften unterdessen drei vermeintlich unbescholtene Staatsbürger*innen: die zum Aktivismus neigende Oxford-Dozentin Tara (Elizabeth Henstridge), den IT-Experten Aadesh (Kunal Nayyar aus »The Big Bang Theory«), der nicht mehr im Teppichhandel der Schwiegereltern aushelfen will, und Natalie (Georgina Campbell), die buchstäblich vor dem Traualtar in Handschellen gelegt wird. Sie alle scheinen nicht zu wissen, wie ihnen geschieht, anders als der ebenfalls verdächtige Sean (Eyles Gabel), der noch bei der Ankunft in Belfast abtaucht.
Was verbindet diese Menschen miteinander, abgesehen davon, dass sie sich zeitgleich in Manhattan in Tatort-Nähe aufhielten? Welche Motive könnten sie haben, Leo zu entführen? Und was genau wollen eigentlich die Kidnapper, die zunächst einmal online nur vage fordern, Katherine Newman solle endlich die Wahrheit sagen? Bis »Suspicion« auch nur halbwegs Licht in diese Fragen bringt, dauert es eine ganze Weile – und aus der rätselhaften Ungewissheit, gepaart mit einem flotten Erzähltempo, entsteht reichlich Spannung. Das Niveau anderer britischer Produktionen wie »Bodyguard« oder zuletzt »Vigil« wird vielleicht nicht ganz erreicht, doch allein die Cliffhanger am Ende jeder Folge sorgen dafür, dass man dranbleibt. Und lange Zeit sogar über Schwächen hinwegsieht.
Von letzteren gibt es dann allerdings doch einige. Die Logiklöcher im Plot sind oftmals gewaltig und die Dialoge meist schwach, auch Uma Thurman – deren Rolle deutlich kleiner ist, als es das Marketing zur Serie vermuten lässt, – setzt kaum Glanzpunkte.
Als Vorlage diente die israelische Serie »False Flag«, doch Showrunner Rob Williams findet keinen wirklich adäquaten Ersatz für die politische Dimension der damals im Nahostkonflikt verankerten Geschichte. Was bleibt, ist eine thematisch lauwarme Mischung aus Fake News, Klimawandel, Wissenschaftsmisstrauen und der Macht sozialer Netzwerke. Sowie eine finale Auflösung in der letzten Folge, die zwar unerwartet, aber leider auch ziemlich unbefriedigend daherkommt.
OV-Trailer
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