DVD-Tipp: Black Christmas/The Hunt/Du hättest gehen sollen
»Black Christmas« (2019). © Universal Pictures
»Your MANologue is boring me«, ist kurz nach Filmbeginn von »Black Christmas« auf dem T-Shirt einer Nebenfigur zu lesen. Dieser Satz ist programmatisch im (mittlerweile zweiten) Remake des 1974er Weihnachts-Slasher-Klassikers, der damals in deutschen Kinos als »Jessy – Die Treppe in den Tod« lief. Geblieben ist der Killer, der unmittelbar vor Heiligabend einen Collegecampus unsicher macht. Doch diesmal sucht er seine Opfer ausschließlich unter den Mitgliedern einer weiblichen Verbindung. Die allerdings sind selbstbewusst genug, um zurückzuschlagen. So ist es auch nicht überraschend, dass wir es am Ende nicht mit einem psychopathischen Einzeltäter zu tun haben, sondern mit einer Gruppe reaktionärer (Jung-)Männer, die Frauen nur als unterwürfig akzeptieren können.
Zwischen dem ersten Mord (noch vor dem Filmtitel) und dem zweiten vergeht eine geschlagene halbe Stunde, in der die Beziehungen auf dem Campus ausgelotet werden. Das darf man für einen Genrefilm durchaus als mutig einstufen, es ist aber nicht so ungewöhnlich für eine Produktion aus der Blumhouse Factory, zu deren Output in den letzten Jahren Filme wie Jordan Pelees »Get Out« und Spike Lees »BlacKkKlansman« zählen. Dem Produzenten Jason Blum (Jahrgang 1969) hat der Erfolg der »Paranormal Activity«-Reihe die Gründung seiner eigenen Produktionsfirma ermöglicht, die sich auf niedrig budgetierte Filme, vor allem aus dem Bereich Horror, spezialisiert hat. Für den Sender HBO hat er allerdings auch preisgekrönte Dramen wie »The Normal Heart« oder die Miniserien »The Loudest Voice« und aktuell »The Good Lord Bird« produziert. Damit zeigt er sich ebenso am Puls der Zeit wie mit der Filmserie »The Purge«, der nach vier Kinofilmen eine Fernsehserie folgte.
Als Variante von »The Purge« (in dem einmal im Jahr eine Nacht lang jeder US-Amerikaner straffrei töten darf), zeigt sich der zweite neue Blumhouse-Film, der jetzt als Home-Entertainment-Veröffentlichung vorliegt: »The Hunt« variiert das Thema der Menschenjagd, das im Urahn der Gattung, dem 1932er »The Most Dangerous Game«, noch von einem Psychopathen auf einer abgelegenen Insel praktiziert wurde, aber Jahrzehnte später mit Filmen wie John Woos »Hard Target« und Ernest Dickersons »Surviving the Game« zum Sport für degenerierte Reiche wurde. »The Hunt« unterminiert das Muster gleich mehrfach, vor allem weil die Jäger hier »Linksliberale« sind, die auf sogenannte Rednecks Jagd machen. Dabei legt es der Film auf eine fortwährende Verunsicherung der Zuschauer an, von den ersten Minuten, wenn eine prominente Darstellerin das erste Opfer wird, über die Besetzung der Jagdinitiatorin mit Hilary Swank und dem schließlichen Eingeständnis eines fatalen Missverständnisses, das die ganze Sache ausgelöst hat. Der Bodycount ist hier signifikant höher und drastischer als in »Black Christmas«, aber dazwischen nimmt sich der Film ähnlich viel Zeit für die Beschreibung der Figuren.
Mit »Du hättest gehen sollen« kehrt David Koepp nach der überdrehten Johnny-Depp-Farce »Mortdecai« zu seinen Anfängen als Regisseur von Kammerspielen zurück. Ein Ferienhaus in Wales erweist sich für ein amerikanisches Ehepaar und dessen Tochter als Alptraum. Aber sind die Alpträume, die vor allem den Vater (Kevin Bacon) quälen, wirklich nur Träume? Sind die geheimen Gänge, die er darin durchmisst, nicht wirklich vorhanden? Und ist das Trauma, das ihn belastet vielleicht doch mit einer Schuld verbunden?
Die Ausstattung der drei Filme ist höchst unterschiedlich ausgefallen: »Du hättest gehen sollen« verfügt nicht einmal über einen Trailer, »The Hunt« bietet drei kurze Featurettes, »Black Christmas« hat neben vier Featurettes ein (schwächeres) alternatives Ende sowie einen Audiokommentar von Regisseurin Sophia Takal und Hauptdarstellerin Imogen Poots, der zwar deutsch untertitelt ist, aber nur wenig interessante Informationen zur Produktion enthält.
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