DVD-Tipp: »Never-Ending Man: Hayao Miyazaki«

© KSM

2016
Original-Titel: 
Owaranai hito: Miyazaki Hayao
Heimkinostart: 
29.08.2019
V: 
L: 
70 Min
FSK: 
6
Kleine Raupe Nimmersatt

Die Software lernt, sie könne besser malen als ein Mensch, meinen die Firmenvertreter bei der Präsentation ihres Animationsprogramms. Und führen zombiehafte Figuren vor, die sich wie unter Qualen über den Bildschirm winden. Haben die Leute eine Ahnung, bei wem sie da zu landen versuchen? Hayao Miyazakis Reaktion ist ungewohnt heftig: »Man kann so scheußliche Bewegungen schaffen, wie ein Mensch sie sich nicht ausdenken könnte . . . Ich empfinde das als außerordentliche Beleidigung des Lebens.« Der japanische Mangazeichner und Regisseur hat mit dem Studio Ghibli die berühmtesten Animefilme überhaupt produziert, vom versponnenen Kinderfilm »Mein Nachbar Totoro« bis zur fantastischen Polit-Parabel »Das wandelnde Schloss« – und stets stand die Technik, stand der Look im Dienst eines grundlegenden Humanismus.

Was nicht heißt, dass Miyazaki nicht bereit wäre, neue Wege zu gehen. Der charmante Dokumentarfilm »Never-Ending Man«, produziert von der japanischen Rundfunkgesellschaft NHK, erzählt, wie der heute 78-Jährige sich 2016 bei der Arbeit an dem fürs Ghibli-Museum vorgesehenen Kurzfilm »Kemushi no Boro« mit der Computeranimation auseinandersetzt, die im Anime seit Jahrzehnten die große Zeichentradition untergräbt (auch Miyazakis späte Filme enthalten einige CGI-Elemente).

Eigentlich hatte der Meister sich aus dem Job zurückgezogen; Animeproduktion ist aufwendig und anstrengend. Aber Ramen kochen und ab und zu mal eine rauchen – nicht erfüllend. »Ich möchte mit dem Gedanken sterben, dass ich nicht sterben darf.« Also sieht man ihn, permanent von Zweifeln geplagt, im Studio herumstromern, wo ein Team junger CGI-Animatoren die Welt aus der Perspektive der kleinen Raupe Boro zu betrachten versucht. Und »Never-Ending Man« zeigt, wie schwer der Transfer ist: Hier Miyazakis hingezitterte, zart aquarellierte Bleistiftzeichnungen, dort die fülligen, glatten Computerbilder, denen es in der Bewegung jedoch an Geschmeidigkeit fehlt. Am Ende hat man das Gefühl, der Künstler könnte ruhig noch ein bisschen weitermachen. Aber dass er wieder an einem großen Kinofilm arbeitet, muss ein Gerücht sein.

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