Film des Monats Mai »Jahrhundertfrauen«
1979 im kalifonischen Santa Barbara: Dorothea ist Mitte 50 und alleinerziehende Mutter des 15-jährigen Jamie. Sie arbeitet als Zeichnerin in einem Architekturbüro voller Männer, mit denen sie nicht ausgehen will. In ihrem großen Haus hat sie ein Zimmer an die Fotografin und Punkerin Abbie vermietet, die wegen einer Krebsdiagnose aus New York geflohen ist. Auch der Exhippie William nutzt ein Zimmer, renoviert das Haus und repariert Autos. Die 17-jährige Nachbarin Julie verbindet eine platonische Freundschaft mit Jamie. Diese Hausgemeinschaft beeinflusst die Entwicklung Jamies, der auf der Suche nach seinem eigenen Ort ist. Er muss sich mit den Erfahrungen der Mutter, dem Feminismus Abbies, den Vorstellungen von Sexualität und Schwangerschaft bei Julie und der passiven Freundlichkeit Williams auseinandersetzen. Nichts mehr scheint selbstverständlich, denn wie bisher geht es nicht weiter. Wo und wie findet Jamie das Vertrauen, das seinem Leben Orientierung gibt?
Wie unter einem Brennglas kommen in dem Film drei Frauengenerationen zusammen, die einen grundlegenden Umbruch der Geschlechterbeziehungen signalisieren. Die traditionellen Wertvorstellungen der Müttergeneration, die Protesthaltung der »Baby-Boomer« und die individuelle Freiheit der »Generation X« treffen in den Frauenfiguren aufeinander und machen die gesellschaftliche Vertrauenskrise, von der US-Präsident Carter 1979 in einer berühmten Rede spricht, zur persönlichen Erfahrung. Der autobiografisch grundierte Film wirkt durch seinen Humor, die Konkretheit im Detail und die schauspielerischen Leistungen, in denen die widersprüchlichen Gefühle und Lebensansprüche lebendig werden. Was es heißt, eine unabhängige Frau zu sein und was dies für die Männer bedeutet, ist die offene Frage in einer Gesellschaft gleichberechtigten Miteinanders. Charakteristisch für die Krise sind der Abschied von Vertrautem und der Blick in eine unbekannte Zukunft, die auch den Tod einschließt.
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