Sexguru und Staatsfeind
© Movienet
Zu 68er-Zeiten kursierten seine Schriften als Raubdrucke bei einem jungen Publikum. In ihnen hatte der österreichische Psychoanalytiker und Sozialist Wilhelm Reich schon seit Mitte der zwanziger Jahre, vor allem aber unter dem Eindruck des aufkommenden Faschismus den Zusammenhang von Sexualunterdrückung und autoritärem Charakter analysiert. Reichs in den USA (wohin er 1939 emigrieren konnte) entwickeltes Spätwerk dagegen wurde damals als eher esoterisch eingestuft, in den Jahren danach allerdings wieder entdeckt. Darum kreist auch Antonin Svobodas Spielfilm Der Fall Wilhelm Reich, der sich auf Reichs Jahre im US-Exil konzentriert und seine Auseinandersetzungen mit den Behörden, von denen er sich im Zuge des Antikommunismus zunehmend verfolgt sah, bis hin zu seinem Tod 1957 in einer Gefängniszelle. In der Titelrolle vermag Klaus Maria Brandauer durch sein zurückhaltendes Spiel zu überzeugen.
Besonders erfreulich ist die Tatsache, dass die DVD-Veröffentlichung eine zweite DVD enthält, die neben einem 18-minütigen Making-of auch den abendfüllenden Dokumentarfilm Wer hat Angst vor Wilhelm Reich (2009) verfügbar macht: Für seine 2009 entstandene ORF-Produktion, die auch einige rare Dokumentaraufnahmen enthält, hat Svoboda zahlreiche Gespräche geführt, nicht nur mit Psychologen und Therapeuten, sondern auch mit dem Filmemacher Roland Klick. Durch ihn ist Svoboda nämlich, wie er im Interview erzählte, als Filmstudent erst auf Reich aufmerksam geworden.
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