Ideenwerkstatt

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»Ken Adam«

Bei aller Vielfalt, die das Werk des Filmarchitekten Ken Adam auszeichnet – bekannt ist er vor allem für zweierlei: den »War Room«, den er für Stanley Kubricks Dr. Seltsam, oder wie ich lernte, die Bombe zu lieben (1964) entwarf, und für seine futuristischen Designs, zumal der Hauptquartiere des Bösen, in sieben James-Bond-Filmen, von Dr. No (1962) bis Moonraker (1979).

Die sind nicht nur unter Filmfans populär, sondern auch unter Architekten, davon legen im letzten Raum der Ken-Adam-Ausstellung nicht nur Entwürfe und Fotos Zeugnis ab, sondern auch ein Videogespräch mit Daniel Libeskind, der erzählt, wie seine Fantasie durch das Ansehen des ersten Bond-Films beflügelt wurde. Einen nachhaltigen Beweis für die Wirkgewalt von Ken Adams Entwürfen lieferte zudem Ronald Reagan, als er bei seinem Amtsantritt als US-Präsident 1981 während der Tour durch das Weiße Haus verlangte, den »War Room« zu sehen – und sich erklären lassen musste, dass es den nur in Kubricks Film gab. Insofern war die Äußerung von Rainer Rother, dem Künstlerischen Direktor der Deutschen Kinemathek, bei der Pressekonferenz, Ken Adam sei »der berühmteste Production Designer der Filmgeschichte«, keine Übertreibung.

2012 hat das Berliner Filmmuseum den Vorlass von Ken Adam erworben, insgesamt 6200 Objekte, darunter 4000 Zeichnungen, aber auch Familienfotos, Briefe, Aufzeichnungen und Home Movies. 320 Exponate auf 420 qm Fläche präsentiert jetzt die Ausstellung, der die vielfältigen Wechselwirkungen zwischen Film und Wirklichkeit eine zusätzliche Dimension verleihen.

Da sind zum einen die Orte, die Ken Adam prägten: das großbürgerliche Berlin der Weimarer Republik, wo er 1921 als Sohn eines Kaufhausbesitzers geboren wurde, London, 1934 der Zufluchtsort für die jüdische Familie, das dann zur neuen Heimat wurde (und bis heute geblieben ist), schließlich Los Angeles, wo Ken Adam und seine Frau seit den Siebzigerjahren mehrfach gelebt haben und wo die Wechselwirkung mit kühnen architektonischen Entwürfen am ehesten spürbar ist.

Da ist zum anderen der Schritt von der Idee zur Umsetzung, von der mit dem Flo-Marker (einem speziellen Filzstift) angefertigten Skizze zum Filmbild, den die Ausstellung nicht nur in den Montagen der Filmeinspielungen und in den gezeigten Entwürfen vermittelt, sondern auch in der eindrucksvollen Installation »Lines in Flow«, bei der man Ken Adam gewissermaßen über die Schulter blickt: Man sieht ihm dabei zu, wie er den »War Room« skizziert, während man aus dem Off seine Stimme hört.

Und da ist natürlich die Familiengeschichte des Klaus Hugo Adam – so sein Geburtsname. Sein Vater betrieb ein Sport- und Modekaufhaus und verstand sich auf werbewirksames Entertainment: Er lud  etwa die Kinder seiner Kunden 1924 »auf eine Tasse Schokolade in Gegenwart Jackie Coogans« ins Hotel Adlon ein (der Kinderstar aus Chaplins The Kid besuchte damals Berlin) oder unterstützte mehrfach deutsche Polarexpeditionen, die im Gegenzug von seinem Kaufhaus exklusiv ausgestattet wurden, während Sohn Klaus auf einem selbstgebastelten Eissegler »mit bis zu 70 km/h« über das zugefrorene Stettiner Haff (wo die Familie ein Landhaus besaß) raste.

An das abrupte Ende dieser unbeschwerten Zeit muss man denken, wenn man die Überschrift »Verliese und Labore« liest. So ist der erste Abschnitt im dritten und größten Raum der Ausstellung betitelt, in dem Adams Arbeiten nicht chronologisch, sondern thematisch präsentiert werden. Diese Verliese reichen von einer Zelle im realen Holloway Prison, wo Oscar Wilde einsaß (The Trials of Oscar Wilde, 1960) über einen antiken Folterkeller in Sodom und Gomorrha (1962) und den »Tarantula Room« im ersten Bond-Film Dr. No (1962), die Laserkanone, die zwei Jahre später der Bösewicht Auric Goldfinger auf die Männlichkeit von James Bond richtet, oder die Psychofolter, der Bonds Kollege Harry Palmer in The Ipcress File (1965) unterzogen wird.

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