Bringt das Testbild zurück!

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Unsere "steile These" des Monats Juli

Weiß man, wieviel Sendezeit Video-on-Demand-Portale so anbieten? Theoretisch sollte man Netflix leergucken können. Im linearen TV ist das nicht möglich. Da tickt die Uhr, selbst wenn keiner hinschaut: Wo etwas sein könnte, darf nicht nichts sein. Ist natürlich ein Problem – das 24/7-Programm braucht Unmengen Content. Eine Lösung ist das Extremserienformat, gern in Tateinheit mit Wiederholung: »Rosenheim Cops«, »SOKO« und 3000 Folgen »Sturm der Liebe« in Dauerschleife. Okay, die Faszination Fernsehen hatte immer viel damit zu tun, dass man gern Zeit mit denselben Leuten verbringt. 

Ein neuerer Versuch, die drohende Leere zu füllen, geht zur Betrachtung natur- und völkerkundlicher Mikrophänomene. Im Öffentlich-Rechtlichen bleibt keine Lebensform unbesungen, keine Landschaft unvermessen. »Feldhamster – Wo seid ihr?«, »Wie schmeckt Mähren?«, »Bahnhöfe der Welt«, »Flussauf, flussab: Von Flecken Zechlin nach Altfriesach«: Nicht nur die Regionalen sind voll davon. Auch 3sat, früher eine Filmdestination, entwickelt sich zum Spezialsender für Rucksacktouristen. Man muss das im Einzelnen nicht abwerten. Aber vielleicht sind die Leute in Mähren froh, wenn sie mal kein Kamerateam bekochen müssen. Und der Zuschauer wird ja müde und muss früh raus. 

Deshalb plädiere ich für die Wiedereinführung des Testbilds. Das markierte in der Steinzeit des Fernsehens etwas, das wir uns heute nicht mehr vorstellen können: die Sendepause, das Ende des täglichen Programms. Das Testbild war aber selbst nicht »nichts«. Es diente der Qualitätskontrolle, hatte besonders in seiner schwarz-weißen Urversion von 1950 eine eigene Schönheit – »1000 Meisterwerke« widmete ihm eine Folge – und verband später, in Farbe, BRD und DDR. Man kann das Testbild als eine Form von Fürsorge verstehen. Da steckte eine Botschaft drin, irgendwie so: »Du hast fünf Stunden ferngesehen. Das reicht. Wir sind morgen wieder für dich da.« Vielleicht wäre dieses Signal auch geeignet, aus nächtlichen Streamingsessions – »nur noch eine Episode« – den Druck zu nehmen. Man müsste die Dienste verpflichten, das Testbild als VoD anzubieten. Wir wären eine ausgeschlafenere Nation.

Meinung zum Thema

Kommentare

JA. das gute alte Testbild. In der Form wie es früher üblich war, braucht man es allerdings nicht mehr. FUBK in der Digitalversion: Was kann entfallen: Farbträgertest (ZF 4,43 MHz orange) und die PAL-Balance/Phase drunter. Die Geometrie kann man noch brauchen, um die Aufösung in korrekter Proportion zu haben. Sendername, auch den Kreis und Farben, Grautreppe, ggf. auch die drei Gratingfelder (die aber nicht mehr auf eine Bandbreite gekoppelt sind, sondern eben nur für einen Linienkontrast). Und dann eben alles im HD-Format 16:9/16:10

Beim PM5544 genauso. Die Mischfarben-Felder links und rechts können weg - oder gegen bestimmte definierte Farbwerte austauschen, um z.B. die Farbtemperatur des Monitors einstellen zu können, ganz am Rand vertikal links und rechts waren die beiden PAL-Balances (normalerweise grau, waren sie farbig, stimmte die nicht), eine PAL-ZF gabs nicht wie beim FuBK-Testbild, man musste die zwei kleinen ockerfarbenen und zwei hellblaue Mischfelder unten und oben identisch haben dann stimmte die ZF. kann natürlich auch wegfallen. Alles andere könnte aber bleiben.

Zuviel Nachtfernsehen ist eh ungesund. Also warum nicht von 00:00 bis 6:00 testbild senden. Ganz früher gabs das ja auch zwischen 13:00 und 16:00 Uhr sogar.

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