Kritik zu Sunshine Cleaning

© Capelight Pictures

2008
Original-Titel: 
Sunshine Cleaning
Filmstart in Deutschland: 
21.05.2009
L: 
91 Min
FSK: 
12

Skurrile Geschichten um disfunktionale Familien, geplatzte Träume und Umwege beim Überlebenskampf haben Konjunktur in Zeiten der Krise. Christine Jeffs zeigt zwei Schwestern beim Versuch, ihr Leben in den Griff zu bekommen

Bewertung: 3
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Rose Lorkowski ist eine der typischen Verliererinnen, wie man sie im Mittleren Westen zuhauf findet. Im Kino wie im Leben. Einst war sie Cheerleaderin und das begehrteste Mädchen an der Highschool. Jetzt, Mitte dreißig, arbeitet sie als Haushälterin und Putzfrau, muss allein ihren Sohn Oscar durchbringen und hat eine Affäre mit dem verheirateten Polizisten Mac. Eine Fantasie, als Immobilienmaklerin den amerikanischen Traum zu erfüllen, ist weit entfernt. Roses Schwester Norah lebt immer noch bei ihrem Vater Joe, der sich in abstrusen Luft-Geschäften verliert. Seit dem Selbstmord der Mutter fühlt sich Rose für Norah verantwortlich, und das geht der Jüngeren gehörig auf die Nerven. Oscar ist, wie man so sagt, »verhaltensauffällig« und wird von der Schule verwiesen. Eine private Sonderschule aber kostet Geld. Mac ist es dann, der die Schwestern auf eine Idee bringt: »Biohazard removal business«, genauer gesagt: die Säuberung von Tatorten, das Beseitigen der Spuren von Mord, Selbstmord, Amoklauf und Verwahrlosung. Das bringt 500 Dollar ein, für eine Arbeit, die reichlich grausig sein kann. Nachdem sie Erfahrungen gesammelt haben, bauen Rose und Norah ein kleines Unternehmen auf. Nach zwei, drei veritablen Katastrophen ist das »Sunshine Cleaning«- Projekt vielleicht doch auf bestem Weg.

Mit dem Überraschungserfolg »Little Miss Sunshine« hat »Sunshine Cleaning« nicht nur einen Teil des Titels und des Produktionsteams gemeinsam, sondern auch die Mischung von Schrägem und Sentimentalem, Satire und Feelgood Movie, wobei »Sunshine Cleaning« harmloser, aber dabei vielleicht auch noch näher dran an alltäglichen Erfahrungen und damit skeptischer ausgefallen ist. Dass die Schwestern Lorkowski es vielleicht doch noch schaffen, halbwegs würdevoll zu überleben (durch die Arbeit an Orten, an denen Menschen ihre Würde entschieden verloren haben), lässt jedenfalls nicht vergessen, wie viele Leute dabei auf der Strecke bleiben. Auf die Frage nach dem Tod ihrer Mutter antwortet Norah: »It was kind of a do-it-yourself-thing.« Der Selbstmord, der Versuch in einem letzten Akt der Autonomie auf das Scheitern zu reagieren, nimmt dem System die Arbeit ab. Sarkastischer Humor ist allerdings, anders als bei »Little Miss Sunshine«, hier eher Zugabe; »Sunshine Cleaning« ist keine Komödie. Die vielen Geheimnisse in der Familie, die sich nach und nach offenbaren, bilden vielmehr das klassische Familiendrama; »Sunshine Cleaning« ist wohl im Kern vor allem ein Film über Schwesterlichkeit. Und das meint nicht nur Konflikt und Liebe in einer Familie.

Christine Jeffs hat ihren dritten Spielfilm trotz allem auch mainstreamkompatibel zu machen versucht. In einen Abgrund blickt hier niemand, Hoffnung wird schon fast in Überdosis verabreicht, alle Personen (jenseits der Tatorte) haben so viele Stärken wie Macken, und selbst die Welt der heruntergekommenen Motels und der Trailer Parks ist nie ohne Trost. Der Film schreckt immer da zurück, wo es beim In-die-Tiefe–Gehen richtig schmerzhaft werden könnte.

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