Kritik zu Auf der Suche nach dem Gedächtnis

© W-film

2009
Original-Titel: 
Auf der Suche nach dem Gedächtnis
Filmstart in Deutschland: 
25.06.2009
V: 
L: 
95 Min
FSK: 
keine Beschränkung

Petra Seegers Dokumentation begleitet den Nobelpreisträger Eric Kandel, der 1939 aus seiner Geburtsstadt Wien wegen seiner jüdischen Abstammung nach New York fliehen musste und sich um die Erforschung des Gedächtnisses große Verdienste erwarb

Bewertung: 3
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In cleverer Verknüpfung macht »Auf der Suche nach dem Gedächtnis« den Forscher Eric Kandel und seine Erinnerungen selbst zum Forschungsgegenstand und bringt den Zuschauern anhand ihrer Rekonstruktion seine wissenschaftlichen Ergebnisse nahe. Die Autorin hält sich dabei konsequent im Hintergrund, die Regie scheint ganz bei Eric Kandel zu liegen, der uns wie ein Moderator durch sein Leben führt: Immer charmant, oft im Parlando erläutert er seine Erinnerungsorte in Wien, während er sie abschreitet. Dass er beim Besuch dieser Originalschauplätze nur selten in einen anderen Ton verfällt als bei Lesungen aus seiner Autobiografie, wird erst richtig bewusst, als sich Kandel auf die Suche nach der ersten Wohnung der geflüchteten Familie in Brooklyn macht. Erst hier, wieder diesseits des Atlantiks, zeigt sich, wie sparsam bis zu diesem Punkt die wirklich persönlichen Einblicke gewesen sind. Denn erst jetzt verlässt den Nobelpreisträger die gefällige Professionalität und weicht einer nostalgisch-neugierigen Wärme, mit der er den alten Bewohnern des Viertels seiner Jugend begegnet. Sowohl die Überlegungen zum Verhältnis von Wissenschaft und Glaube als auch die über sein jüdisches Erbe schaffen hier so etwas wie Intimität. Dass diese für ihn zumindest vor der Kamera wohl nur im emotionalen Schutzraum der USA möglich ist, zeigt, wie wirkmächtig Erinnerung sein kann.

Es ehrt die Regisseurin, dass sie auf investigatives Hervorkitzeln gänzlich verzichtet hat. Leider konnte sie sich dennoch nicht dazu durchringen, die emotionale Zurückhaltung der Wiener Erzählungen für sich stehen zu lassen, und unterlegte die Passagen mit unnötigen szenischen Nachstellungen, die den jungen Eric im Angesicht der SA-Schergen zeigen. Insgesamt aber trotzdem eine klug komponierte Dokumentation, die die theoretischen Ausführungen nicht zugunsten spektakulärer biografischer Schilderungen reduziert, sondern beide Elemente zu einem Beispiel grenzenloser Leidenschaft zur Wissenschaft verzahnt.

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