DVD-Tipp: »Veve«
»Die Wahrheit kommt viel zu spät ans Licht«, wispert die schöne Frau des Gouverneurs im Bett seinem Fahrer ins Ohr, und sie meint die dunklen Geschäfte, in die ihr Mann verwickelt ist. Doch nicht nur auf Geschäfte und die Liebe lässt sich dieser Satz hier anwenden, sondern auch auf das Verhältnis von Vätern und Söhnen, und ganz generell auf die Politik und das organisierte Verbrechen in Kenia. Anfangs folgt der Film dem Weg der Kath-Blätter (ein mildes Rauschmittel, das im Slang "Veve" genannt wird) von den Pflückern und Packern auf der Plantage über Lastwagen und Flugzeug in die Hauptstadt Nairobi. An ganz vielen verschiedenen Stellen klinkt er sich in den kenianischen Alltag von Bauern, Drogenhändlern und Politikern ein, und es dauert eine Weile, bis man sich ins quirlige, afrikanische Leben Kenias eingefunden hat, und noch länger, bis man die unterschwelligen Verbindungslinien durchschaut, bis das Dokumentarische sich zu einem vielschichtigen Thriller um Korruption und Verbrechen verdichtet.
Wie zuvor »Soul Boy«, »Nairobi Half Life« und »Something Necessary« ist auch »Veve« im Rahmen des kulturellen Entwicklungshilfeprojekts »One Fine Day« entstanden. Tom Tykwer und seine Frau Marie Steinmann, die sich seit 2007 für Jugendkulturförderung in Ostafrika engagieren, unterstützen die Jugendlichen mit Workshops und technischem Know-how dabei, im Spannungsverhältnis von Realität und Fiktion ihre eigenen Geschichten zu erzählen. Die Filme, die dabei entstehen, sind ein vibrierend authentisches, ergreifendes und mitreißendes Stück Afrika aus erster Hand. Mit der Rückendeckung von Supervising Director Sven Taddicken erzählt der ehemalige Architekturstudent Simon Mukali in Veve vor dem Hintergrund des Kath-Handels von Armut, Elend und Gewalt in den Straßen. Doch zugleich ist »Veve« ein spannender Thriller, wie er sich auch in Lateinamerika oder in der Bronx abspielen könnte. Und mittendrin ein weißer Junge, der mit seinem westlichen Verständnis von Recht, Ordnung und Pressefreiheit nur Unruhe stiftet.
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