Regisseur Alan Taylor und die Produzenten David Ellison und Dana Goldberg über »Terminator: Genisys«
Foto: © Paramount Pictures
Frank Arnold im Gespräch mit Alan Taylor, David Ellison und Dana Goldberg über »Terminator: Genisys«
Mr. Taylor, als Sie für »Thor – The Dark Kingdom« in Berlin waren, sprachen Sie von der Bedeutung der Figuren für Ihre Arbeit, im Gegensatz zu den Spezialeffekten. War das bei »Terminator: Genisys« einfacher, weil einige Ihrer Figuren hier halb Maschinen waren, oder umgekehrt?
Alan Taylor: Es war einfacher, weil die »Terminator«-Mythologie mehr in der realen Welt wurzelt als die von »Thor«, zumindest war dies meine Erfahrung. Zudem waren hier schon intensive Arbeiten am Drehbuch vorausgegangen, als ich zu dem Projekt stieß. So konnte ich sicher sein, dass der Fokus auf diesen Aspekten lag und nicht nur darauf, Dinge in die Luft zu jagen. Das wurde auch bestätigt durch den Kommentar, den James Cameron abgab, nachdem er den fertigen Film gesehen hatte.
Sie haben jetzt zwei hoch budgetierte Filme hintereinander gedreht. Gab es dabei wesentliche Unterschiede?
Alan Taylor: Oh ja. Ich habe den Eindruck, dass die Inszenierung von hoch budgetierten Filmen sich ebenso stark voneinander unterscheiden kann wie die bei niedriger budgetierten oder bei Independent-Filmen. Das hängt letztlich alles ab von den Persönlichkeiten der involvierten Macher. Einer der größten Unterschiede war, dass ich es hier mit einem durchdachten Drehbuch zu tun hatte, das war beim Vorgänger nicht unbedingt der Fall. Manchmal hat man bereits ein Datum für den Kinostart und versucht, der zur Verfügung stehenden Zeitspanne gerecht zu werden.
Als ich vor kurzem mit Colin Trevorrow, dem Regisseur von »Jurassic World« sprach, äußerte ich meine Verwunderung, dass der Film eine Freigabe ab 13 Jahren hatte, denn einige der Szenen, bei denen die beiden Brüder in Gefahr sind, fand ich doch sehr intensiv. Ist es notwendig, heute aufwändige Filme für diese Altersfreigabe zu konzipieren? Der erste »Terminator«-Film war in Deutschland erst ab 18 Jahren freigegeben und seine Attraktivität beruhte seinerzeit auch darauf, dass er ziemlich gewalttätig war – wie die meisten der Filme von Arnold Schwarzenegger und anderer Action-Stars. Hat sich das geändert?
Dana Goldberg: Man kann auch heute Filme machen, die für Jugendliche nicht freigegeben sind und trotzdem Geld einspielen, etwa »American Sniper«. Für uns ist das eine Frage des Genres. Diesen Film haben wir immer als einen Sommer-Blockbuster gesehen, einer, der Familien anspricht. Das Herz des Films ist eine Vater-Tochter-Geschichte. Wir hatten nicht den Eindruck, dass wir dem Film schaden würden durch eine PG 13-Freigabe. All die Action ist drin, all die Kämpfe – vielleicht ein weniger Blut.
Gab es überhaupt Szenen, die für diese Freigabe entschärft werden mussten?
Alan Taylor: Ja, die Nacktheit, die zum Zeitreisen dazu gehört.
Das haben Se hübsch gelöst, wenn sie Emilia Clarke dabei als Schattenriss an der Wand zeigen…
Alan Taylor: Ja, als Schattenriss und mit Schatten an den richtigen Stellen.
Dana Goldberg: Über die Nacktheit gab es mehr Gespräche, als Sie Sich vorstellen können!
Alan Taylor: Ich habe ja lange beim Fernsehen gearbeitet und bei HBO konnte man alles machen, manchmal gab es da durchaus Nacktheit um der Nacktheit willen und man war sich dessen bewusst. Bei »Mad Men« gab es so etwas allerdings nicht – und trotzdem war das höchst erotisch.
Mr. Ellison, als Sie die »Terminator«-Rechte erworben haben, hatten Sie da viel Konkurrenz oder trauten andere Produktionsfirmen diesem Franchise nicht mehr so viel zu?
David Ellison: Meine Schwester Megan befand sich damals in der Postproduktion von »Zero Dark Thirty« und hatte schon Gespräche aufgenommen mit dem Rechteinhaber. Sie fragte mich, ob wir das gemeinsam machen wollten. Zuvor hatte es einen Wettstreit zwischen Anapurna und Lionsgate gegeben, daran war ich nicht beteiligt. Als ich dann dazu kam, stellte sich heraus, dass es komplizierter werden würde als gedacht, denn der Bankrott der Rechteinhaber brachte juristische Verwicklungen mit sich, was unserer Rechtsabteilung einige Arbeit bescherte. So bin ich jetzt froh, dass alle »Terminator«-Rechte zum ersten Mal, seit das Franchise startete, bei Skydance unter einem Dach sind.
Sie haben bereits zwei Fortsetzungen in Vorbereitung…
David Ellison: Im Augenblick konzentrieren wir uns auf diesen Film – es hängt vom Publikum ab, ob es Fortsetzungen geben wird.
Kann man sagen, dass Sie Sich eher den ersten beiden »Terminator«-Filmen verbunden fühlen als dem dritten und dem vierten?
David Ellison: Das stimmt. Für uns bedeutet dies: zurück zum Anfang. Wir alle lieben die beiden Filme von James Cameron, unser Film sollte dem Reverenz erweisen. Für Fans der Cameron-Filme haben wir eine Reihe von Anspielungen versteckt, auch Szenen Einstellung für Einstellung reproduziert, zugleich sollte der Film auf seinen eigenen Füßen stehen.
Für die erste Szene im Jahr 1984 haben Sie den ersten Film offenbar sehr genau studiert. Haben Sie auch Material daraus verwendet?
Alan Taylor: Nein. Aber unser Kameramann Kramer Morgenthau hat die Lichtsetzung sehr genau studiert, um sie hier in einem aufwändigeren Film reproduzieren zu können.
Mir hat gefallen, dass Sie die Figur von Arnold Schwarzenegger im Film als gealtert zeigen. Würden Sie sagen, das spricht eher das Publikum an, das mit dieser Filmreihe gewachsen ist oder auch jüngere Zuschauer, die in ihm vielleicht den Großvater sehen können, den sie nie hatten?
David Ellison: Beide, hoffentlich. Einer der größte Momente beim Dreh war Arnolds erster Drehtag, das war am Griffith Park Set, er zog seinen Hoodie runter, sagte seinen Satz "Ich habe auf Dich gewartet" und feuerte seine Pistole viermal ab, ohne mit den Augen zu zucken. Das wurde von allen am Set, ob es nun die jungen, die zum ersten Mal bei einem Film arbeiteten, oder die alten, die schon fünfzig Filme hinter sich hatten, mit einem anerkennenden Lächeln quittiert: der Terminator ist zurück! Das bestätigten auch die Previews: ohne Arnold kein »Terminator«-Film.
Alan Taylor: Dass wir ihn als gealtert zeigen, war ein Schlüssel für mich. Ich war skeptisch, ob ihm das gefallen würde, aber diese Bedenken hatte er selber ganz und gar nicht.
Dana Goldberg: Es gibt eine Rehe von Schauspielern und Figuren, wenn man die auf der Leinwand sieht, kann man sich nicht vorstellen, dass jemand anderes in diese Rolle schlüpft. James Bond wurde im Lauf der Jahre von einer Handvoll Schauspieler verkörpert, aber Schwarzenegger als Terminator hat eine bestimmte Magie, so wie Johnny Depp Captain Jack Sparrow ist.
Weil seine Figur so wichtig ist, wurde er sicherlich frühzeitig kontaktiert?
David Ellison: Am Tag, als wir die Rechte hatten, habe ich ihn angerufen und ihm das mitgeteilt. Wir hätten noch kein Drehbuch, aber sobald er Zeit hätte, würden wir ihn gerne treffen. Seine Antwort: "Great! Treffen wir uns morgen zum Frühstück." Wir trafen uns dann in Malibu im Cafe Marmelade, dort, wo er immer James Cameron traf – das war schon ein wenig einschüchternd. Ich machte dann einen Pitch dessen, was wir hatten. Er sagte: "Das klingt toll, ich würde gerne mit Euch arbeiten, aber ich muss erst das das Drehbuch lesen, denn ich möchte nicht in die Welt des Terminator zurückkehren, solange ich nicht weiß, dass dies ein Film wird, der dem ebenbürtig ist, was ich mit James Cameron gemacht habe." So waren wir erleichtert, als er "Ja" zu dem Drehbuch sagte.
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