Kritik zu Hexe Lilli – Die Reise nach Mandolan
Nach dem Erfolg des ersten »Hexe Lilli«-Films war das Sequel wohl unausweichlich: mitnehmen was geht, heißt die Devise an der Familiy-Entertainment-Front. Den ersten Film hatte Stefan Ruzowitzky inszeniert, jetzt versucht sich Harald Sicheritz
Schon die Bücher von Ralph Martin Knister werden als Endlosschleife erstellt: Wenn die Leser einmal ihre Helden ins Herz geschlossen haben, gilt es, dies so lange zu bedienen wie möglich. Vor Hexe Lilli werden wir auch in Zukunft nicht sicher sein, egal, ob in ihrem beschaulichen Städtchen, in dem sie lebt, oder in imaginären Orten wie Mandolan, wo es sie diesmal hin verschlägt, um Gutes zu tun.
Fernweh, Abenteuer in exotischen Ländern, Eigenständigkeit der kindlichen Helden – das mögen die Intentionen des Drehbuchs gewesen sein, aber das allein macht noch keinen guten Plot aus. In »Hexe Lilli – Die Reise nach Mandolan« werden lediglich verschiedene Versatzstücke von Märchen aus dem Morgenland bedient, die uns ansatzweise bekannt vorkommen: Diesmal braucht ein Großwesir die Hilfe von Lilli und ihren magischen Sprüchen. So stehen wir vor der Retortenkulisse eines orientalischen Ortes, in dem es vor Farbigkeit und morgenländischen Düften nur so strotzt und der jedes Klischee bedient, das man sich wünscht.
Klar darf da auch der Elefant nicht fehlen, auf dem Lilli und ihr Freund Musa, ein armer Straßenjunge, die Welt retten. Sie befreien den einem Yogi ähnelnden wahren König von Mandolan, und Musa wird daraufhin dessen persönlicher Berater. Wirklich spannende oder schwierige Probleme gibt es nicht in dieser Geschichte zu lösen, die dahin plätschert, als sei es egal, was als nächstes geschieht. Echte Emotionen finden hier kaum statt, selbst zwischen dem Dreamteam Lilli und ihrem Drachen Hektor vermissen wir die freundschaftliche Wärme, die eine Hexe mit ihrem kleinen Helfer doch normalerweise verbinden sollte.
Ja, wenn Hektor nicht wäre, diese von der Stimme Michael Mittermeiers zum Leben erweckte CGI-Figur – dann würden wir endgültig verzweifeln. Aber wie auch schon im ersten Film gelingt es Mittermeier, frech, rührend und unbeholfen dem tollpatschigen kleinen Drachen seinen Charakter einzuhauchen. Wieso gibt es Hektor eigentlich noch nicht als Merchandising-Produkt – wäre doch eine gut Idee! Oder ist der untergangen zwischen all den »Wilden Kerle«-T-Shirts, »Prinzessin Lillifee«-Accessoires, den Potters, Disneys und Hello Kittys in den Kaufhausregalen?
Manchmal weiß man gar nicht mehr, was zuerst da war: die Ware, der Film oder doch das Buch? Und nach dem zigsten Konfektionsfilm bricht dann irgendwann einmal der Frust über die überflüssigen Produktionen aus, die so viele andere Kinderfilme verdrängen, weil sie ihnen die Luft zum Atmen nehmen, weil sie die wahren Geschichten nicht zulassen, die unsere Kinder brauchen. Zwischen dieser konfektionierten Dutzendware gehen im Kino die anspruchsvollen Kinderfilme einfach unter – wenn sie es denn überhaupt einmal bis zur Realisierung geschafft haben. Die Drehbuchautorin Katharina Reschke (»Das Sandmännchen – Abenteuer im Traumland«) hat diese auf Erfolg geeichten Produktionen einmal den »DIN-A-Kinderfilm« genannt. »Hexe Lilli – Die Reise nach Mandolan« kann sich problemlos in diese DIN A einreihen – glücklich sollte niemand darüber sein.
Ihre Meinung ist gefragt, Schreiben Sie uns