Kritik zu Gullivers Reisen
Der Slacker im Miniaturwunderland: Jack Black macht aus Jonathan Swifts Parabel einen Jack-Black-Film, was sonst?
Kurzgewachsene Männer, die in Abenteuergeschichten über sich hinauswachsen, sind ein fester Bestandteil in der Erzähltradition des klassischen Märchens. Die Idee, dass einer der kleinsten Männer unter den populären Schauspielern Hollywoods nun nicht nur sprichwörtlich zum Riesen wird, ist dagegen recht originell. Zumal es sich bei Jack Black (Größe: 1,68 Meter) nicht gerade um den vertrauten Heldentypus des Jugend- und Familienfilmgenres handelt, wenn man von seiner Rolle als Heavy-Metal-Musiklehrer in »School of Rock« absieht.
Mit »Gullivers Reisen« ist Jack Black mal wieder auf dem besten Weg, ein neues Filmgenre zu erschaffen, sofern es dieses nicht ohnehin bereits gibt: den Jack-Black-Film. Auch diesmal darf der 41-jährige Hauptdarsteller tun, was er am liebsten macht. Wieder spielt er den dampfplaudernden Nerd, der nicht erwachsen werden will und sich großmäulig durchs Leben mogelt. Erneut bekommt er genug Platz eingeräumt, um mittels Luftgitarre, Falsettstimme und weit aufgerissenen Augen seiner Vorliebe für Classic Rock zu frönen – diesmal gibt er neben dem Kiss-Hit »Rock and Roll All Nite« gar den friedensstiftenden Soulklassiker »War« von Edwin Starr zum Besten.
Apropos Krieg: Aus dem Jonathan-Swift-Klassiker über den Schiffbrüchigen Lemuel Gulliver, der auf der Zwergeninsel Liliput strandet, machen Black und Regisseur Rob Letterman (»Monster und Aliens«) eine martialische Geschichte im doppelten Sinne. Auf der einen Seite geht es um den inneren Kampf eines Hochstaplers (Jack Black), der in einem Verlagshaus sein Dasein als Postmann fristet und sich dank gefälschter Textproben einen Auftrag für eine Reisereportage ermogelt. Die berufliche Umorientierung ist eher amourösen Gründen geschuldet – seit Jahren ist Gulliver in die Reiseredakteurin Darcy (Amanda Peet) verknallt. Auf der anderen Seite geht es um den Krieg zwischen den Bewohnern Liliputs und dem verfeindeten Volk der Blefuscianer, affektierten und glutäugigen Seefahrern mit Salvador-Dalí-Bärten, die mit Vorliebe Bombardements von ihrer Armada starten. Der tapsige und übergewichtige Held soll zum ausgleichenden Mann des Friedens werden.
Das ist trotz 3-D-Technologie nur selten spektakulär oder gar spannend, viel mehr begnügen sich die Macher mit dem Fokus auf die kurzweilige One-man-Performance, neben der Emily Blunt und Amanda Peet nur wie hübsches Dekorationsmaterial wirken. Viel mehr als adrett lächeln dürfen sie in dieser Komödie nicht, die sich ohnehin nicht so recht entscheiden mag, ob sie eigentlich Kinder- oder ironisch gemeinter Erwachsenenfilm sein möchte. Jack Blacks Auftritt im Miniaturwunderland lebt immerhin von gelegentlichen »Star Wars«-Zitaten (»Vice president Yoda can run things without me for a while«) und seinem bekannten, aber bereits zu oft gesehenen Auftritt als manisch-depressiver Buddy-Rocker.
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