Kritik zu Willkommen in Cedar Rapids
Ein Kleinstädter in der großen Welt – einer Versicherungs-Convention. Ed Helms (Hangover 1 & 2) im Mittelpunkt einer Komödie um U nschuld, Verführung und den speziellen Charme des Kongresswesens
Schauplatz von Willkommen in Cedar Rapids ist eine Jahresversammlung von Vertretern in einem entlegenen Hotelreservoir in Iowa, das dem Film den Titel gibt. Ihr Beruf als Verkäufer mag derselbe sein, dennoch erweisen sich die hier versammelten Menschen als bunte Mischung verschiedenster Charakterköpfe.
Im Zentrum steht der eher unscheinbare Tim Lippe (gespielt von dem mit Hangover bekannt gewordenen Ed Helms). Seine beiden Zimmergenossen dagegen verkörpern einander entgegengesetzte Extreme: Da ist einerseits der sympathisch-korrekte Afro-Amerikaner Ronald Wilkes (Isiah Whitlock Jr) und andererseits der extrovertierte, permanent quasselnde und geradezu zwanghaft gute Laune verbreitende Dean Ziegler (John C. Reilly). Zum Quartett wird die Männerrunde durch die kumpelhafte, aber nichtsdestoweniger höchst attraktive Joan Ostrowski-Fox (Anne Heche), für die die alljährliche Convention eine willkommene Abwechslung in ihrem Eheleben bedeutet.
Lippe, als Ersatz für den gerade verstorbenen Starverkäufer seiner Firma eingesprungen, ist ein Kleinstadtgewächs, der Zeit seines Lebens nie aus diesem Umkreis (in diesem Fall: Wisconsin, Minnesota) herausgekommen ist. Man kann sich kaum vorstellen, dass er fremden Leuten überhaupt etwas verkaufen könnte, höchstens, dass er eine Reihe von Stammkunden hat, die er schon vorher kannte, schließlich pflegt man in einer Kleinstadt traditionellerweise respektvoll-freundschaftlichen Umgang miteinander.
Obwohl die von John C. Reilly verkörperte Figur mit ihrem rüden Auftreten sogleich Erinnerungen an die Komödien von Judd Apatow weckt, kann man Cedar Rapids letztlich als Gegenentwurf zu dessen großen Erfolgen der letzten Jahre wie Beim ersten Mal und The 40 Year Old Virgin sehen. Stehen bei Apatow meist erwachsene Männer im Mittelpunkt, die die Freuden der Pubertät einfach nicht hinter sich lassen möchten, scheint Tim Lippe die Pubertät noch vor sich zu haben – er macht an diesem langen Wochenende einen gewaltigen Lernprozess durch.
Willkommen in Cedar Rapids ist der mittlerweile fünfte Film von Miguel Arteta – und der erste, der es in die deutschen Kinos geschafft hat. Sein Debüt Star Maps (1997) lief mal zu nächtlicher Stunde im Fernsehen, Chuck and Buck (2000) und The Good Girl (2002) brachten es immerhin zu Video- bzw. DVD-Premieren, während es bei Youth in Revolt, der letztes Jahr in der Berlinale-Sektion Generation seine deutsche Premiere erlebte, nicht einmal zu einem DVD-Start langte, trotz Michael Cera (Juno) in der Hauptrolle. Arteta (Jahrgang 1965) dreht Komödien, die aber immer Tragikomisches haben, Filme, in denen die Figuren sich aus ihrem (mit Zuneigung gezeichneten) Alltag herausbewegen und dabei gegen Normen verstoßen. Cedar Rapids wurde produziert von Alexander Paynes Produktionsgesellschaft; das passt, denn auch in dessen Filmen wie Sideways oder Election findet sich dieselbe Zuneigung zu den Figuren, derselbe genaue Blick für Alltagsmilieus, die alles andere als glamourös sind.
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