Kritik zu Cesar's Grill

© Barnsteiner

2013
Original-Titel: 
Cesar's Grill
Filmstart in Deutschland: 
03.10.2013
L: 
90 Min
FSK: 
keine Beschränkung

Zwischen Tagebuch, persönlicher Dokumentation und Situationsbeschreibung: Der Versuch, ein Restaurant zu retten, führt zwar nicht zu Entschuldung, aber zu einer fast magischen Annäherung zwischen Vater und Sohn

Bewertung: 3
Leserbewertung
3
3 (Stimmen: 1)

Cesar hat seine künstlerischen Ambitionen aufgegeben und ein Restaurant eröffnet. Ein Fleischrestaurant, einen Grill unter dem freien Himmel Ecuadors. Wenn jemand nur Pommes will, sagt er mit bitterer Miene, soll er woanders hingehen. Bei mir gibt es in erster Linie gutes Fleisch. Und Pommes sind nur die Beilage. Kein Wunder, dass sein Restaurant pleite und er völlig überschuldet ist. Dabei hatte er es sich so schön vorgestellt, zusammen mit seinem Sohn und den beiden Töchtern wollte er arbeiten, der Sohn sollte den Grill einmal übernehmen. Doch der hatte andere Pläne. Er hat seine künstlerischen Ambitionen nicht aufgegeben, ist nach Deutschland ausgewandert, hat Songs geschrieben und Filme gedreht. Auch diesen Film. Dario Aguirre erzählt mit Cesar’s Grill nicht nur die Geschichte seines Vaters, oder die des verschuldeten Familienrestaurants, sondern auch seine eigene. In den acht Jahren, die er inzwischen in Deutschland lebt, hat er nur einmal mit seinem Vater gesprochen, und zwar erst zu jenem Zeitpunkt, als dieser nicht mehr ein noch aus wusste vor Schulden und schließlich den Sohn darum bat, ihm zu helfen. Dario überwies ihm seine Ersparnisse und machte sich auf nach Ecuador, um mit deutscher Effizienz und planvoller Organisation aus dem Pleitebetrieb ein florierendes Restaurant zu machen. Auch hier kein Wunder, dass das nicht klappte.

Zwischen Tagebuch, Familiengeschichte und filmischer Dokumentation der Mentalität in Ecuador bleibt Dario Aguirres Film ein spontanes Kunstwerk. Man hat das Gefühl, als habe er die Kamera einfach immer dabei. Sei es, wenn bei der Mutter Krebs diagnostiziert wird, sie den Vater verlässt und ins Krankenhaus kommt. Oder wenn die Schwestern, die inzwischen weit entfernt leben, zur Beerdigung zurückkehren, oder der Vater vor Einsamkeit ganz melancholisch wird.

Seinen Höhepunkt findet der Film dann, wenn Vater und Sohn zum ersten Mal seit langem, wenn nicht überhaupt in ihrer wechselvollen Geschichte, miteinander reden. Darüber, was sie empfinden, was der Vater von der Kunst seines Sohnes hält und wie er sich selbst dabei fühlt. Die Tränen, die Dario dabei in die Augen schießen, sind echt – und ansteckend.

Der Film endet mit einem Fest, dass das Restaurant zwar nicht unmittelbar rettet, aber zeigt, wie man auch mit Schulden ganz gut leben kann. Als Deko hat Dario bayrische Fähnchen, Trachtenschürzen und Seppelhüte aus München bestellt. Das Fleisch auf dem Grill bleibt dasselbe: Der Versuch, deutsche Ordnung in einen anderen Gesellschaftsorganismus zu bringen, scheitert zwar, doch im ironischen Zitat, als Ornament in der festiven Umgebung, findet das Deutsche seinen Weg nach Ecuador.

Vielleicht gerät der Film manchmal etwas aus dem Rhythmus, verweilt etwas zu lange beim Restaurant des Vaters, aber dann eröffnet er uns ein ganzes Land. Aus dem Off kommentiert Dario Aguirre sehr persönlich, wie er sich seiner Heimat entfremdet, deutsche Werte fraglos übernommen und auf die Situation seines Vaters übertragen hat. Dabei ist er mal ernsthaft, mal humorvoll verspielt, aber immer ganz authentisch.

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