Kritik zu Escape Plan

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Waffenbrüder: Sylvester Stallone und Arnold Schwarzenegger planen den Ausbruch aus einem Hochsicherheitsgefängnis

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Das Sympathische an den Comebacks von Sylvester Stallone und Arnold Schwarzen­egger ist ja, dass die beiden ungeachtet aller Moden genau da weitermachen, wo sie einst aufhörten: Auch mehr als 20 Jahre nach ihren schönsten Erfolgen drehen sie geradlinige Actionfilme – nur eben, entsprechend ihrem geschwundenen Box-Office-Appeal, ein paar Nummern kleiner als früher. Nachdem »The Last Stand« und »Shootout – Keine Gnade« auf ­clevere Weise mit den Images der Stars spielten, mutet »Escape Plan« nun wie eine B-Movie-Version des Stallone-Klassikers »Lock Up« an. Stallone spielt Ray Breslin, der die Ausbruchsicherheit von Haftanstalten testet. Bislang ist ihm noch aus jedem Knast die Flucht gelungen. Sein neuester Job führt ihn in ein geheimes Hochsicherheitsgefängnis, wo im Auftrag der US-Regierung Terroristen und andere Staatsfeinde festgehalten werden – ohne Prozess und ohne Aussicht auf Entlassung. Als Breslin erkennt, dass er hereingelegt wurde und das Gefängnis nie wieder verlassen soll, verbündet er sich mit dem deutschen Mithäftling Rottmayer (Arnold Schwarzenegger) und schmiedet einen Fluchtplan.

Stallone und Schwarzenegger in einem Film – aus diesem Stoff waren in den 1980er Jahren Jungmännerträume. Aber wenngleich die beiden nach dem Ensemblefilm »The Expendables 2« nun erstmals im Sinne eines »Aufeinandertreffens der Legenden« gemeinsam vor der Kamera stehen, setzt der schwedische Genre-Professional Mikael Håfström auf ein überraschendes Understatement. Es gibt keine rasselnden Anspielungen auf frühere Rollen, und die wenigen markigen Sprüche sind pointiert gesetzt. Über weite Strecken verzichtet der Film auch auf traditionelle Actionszenen: So wenig physisch gefordert hat man die Stars selten gesehen. Erst zum Showdown dürfen sie ihre Gegner, wie früher, reihenweise niedermähen. Dass dabei in einer überraschend emotionalen Szene ein muslimischer Kumpan zum heldenhaften Märtyrer wird, darf man als durchaus pikante Note des Drehbuchs verstehen.

Meist aber setzt Håfström ganz auf das Zusammenspiel von Stallone und Schwarzen­egger. Doch so schön die Chemie zwischen ihnen auch ist – im Unterschied zu den Genre­vorbildern vergangener Jahre lässt einen die Geschichte von Escape Plan kalt. Zu irreal für diese bodenständigen Kerle wirkt das Setting des futuristischen Gefängnisses, und zu wenig markant sind die zahlreichen Nebenfiguren gezeichnet, allen voran der korrupte Gefängnisdirektor (Jim Caviezel) und ein integrer Anstaltsarzt (verschenkt: Sam Neill). Der menschliche Faktor spielt in dieser Ausbruchsgeschichte praktisch keine Rolle. So bleibt der Eindruck, dass »Escape Plan« zwischen den Stühlen sitzt: kein stolzes B-Movie mit Mut zum Zynismus, wie etwa der Mel-Gibson-Knastfilm »Get the Gringo«, aber auch kein glamouröses Starvehikel. Was bleibt, ist die Gewissheit, dass Stallone und Schwarzenegger unbeirrt und durchaus gekonnt auf ihren Retro-Appeal setzen. Und wer hätte gedacht, dass man die beiden mal als »old school« im besten Sinne bezeichnen würde?

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