Kritik zu Mitgift
Bilder aus einem untergegangenen Land: Roland Blum ist 1990 durch die DDR gereist und hat dabei deren schlimmste Umweltsünden dokumentiert. Mit Material von heute präsentiert er nun, was unterdessen erreicht wurde
Die Liste der DDR-Umweltkatastrophen ist lang: Vom Braunkohletagebau über die Wismut bis zu dem Dreck, der aus der Elbe in die Nordsee floss. Und dann natürlich Bitterfeld mit dem sogenannten Silbersee: Dort sammelten sich ausgelöste Chemikalien aus dem ORWO-Werk und ließen das drumherum wachsende Obst nach Gift schmecken. 11 000 Tonnen Chlor wurden hier zu Hochzeiten in die Luft geblasen, das Quecksilber stand in Pfützen auf dem Boden. Allzu oft blieb beim Produktionswettlauf mit der kapitalistischen Konkurrenz der in offiziellen Reden beschworene Umweltschutz auf der Strecke. So waren neben Menschenrechts- und Kirchengruppen auch Umweltaktivisten unter den Menschen, die im Sommer 1989 auf die Straße gingen.
Mit einigen von ihnen hatte der westdeutsche Fernsehjournalist und Filmemacher Roland Blum schon 1990 bei einer Reise in die neuen Bundesländer Orte von Ökodesastern wie Bitterfeld oder die Gülleteiche der Massen-Rinderproduktion besucht. 2000 und 2013 kam er dann wieder und konnte manchmal erfreuliche Fortschritte feststellen. So lässt er sich von Unterstützern das Ökodorf Brodowin bei Berlin erklären. Oder trifft den Biologen und Moorspezialisten Michael Succow, dessen Bemühungen die vielen Nationalparks auf dem Gebiet der ehemaligen DDR zu verdanken sind.
Über die journalistische Form von Interview und Kommentar (O-Ton: »Meine Reise in das Land der friedlichen Revolution war längst zur bitteren Spurensuche geworden«) hinaus geht der Film leider nie, ein überzeugendes visuelles Konzept fehlt ebenso wie eine dramaturgische Klammer jenseits der Gegenüberstellung von damals und heute. So sieht Mitgift wie eine Aneinanderreihung von Fernsehreportagen aus. Neben Biosphärenreservaten steht so die Leipziger Altbausanierung oder ein Besuch in der Uhrenstadt Glashütte. Was bleibt, sind aufschlussreiche und ein bisschen nostalgisch stimmende Originalaufnahmen von den Straßen einer längst untergegangenen Zeit.
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