Kritik zu Pommes Essen

© Farbfilm

2012
Original-Titel: 
Pommes Essen
Filmstart in Deutschland: 
12.07.2012
L: 
85 Min
FSK: 
keine Beschränkung

Ein Film mit diesem Titel kann eigentlich nur im Ruhrpott spielen: In ihrem Spielfilmdebüt stellt Tina von Traben drei Mädchen, eine Imbissstube und die bekannten wirtschaftlichen Nöte in den Mittelpunkt

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Ein Frauenfilm, genauer gesagt ein Film, der im Kohlenpott spielt und in dem drei Mädchen die tragenden Rollen übernommen haben: Pommes Essen, das Kinodebüt von Tina von Traben, hat alles, was einen unterhaltsamen Familienfilm ausmacht – eine gute Story, flottes Timing, herausragende Schauspieler und ein Thema, das zu Herzen geht.

Die Familie Frey, bestehend aus Mutter Frieda und ihren drei Töchtern, betreibt einen Pommeswagen am Rande von Duisburg. Die blühenden Zeiten sind in dieser Stadt passé, und das macht sich auch zunehmend im abflauenden Verkauf der Currywurst bemerkbar. Obwohl Frieda Frey das Geheimrezept für die beste Soße von ihrem Vater geerbt hat, steuert ihre Bude dem Untergang entgegen.

Frieda treibt die Sorge um ihre Existenz um, bis sie zusammenbricht und in Kur geschickt wird. Also übernehmen die Töchter den Laden, was nicht ganz so läuft wie geplant, zumal die Älteste heimlich ein Praktikum in einem Sternerestaurant absolviert, anstatt sich um die jüngeren Schwestern zu kümmern. Das Chaos ist vorprogrammiert, aber gegen alle Widerstände wollen die Mädchen den Wettbewerb um das Catering des Duisburger Fußballstadions gewinnen – emanzipiert, wie sie sind, treten sie mit ihrem kleinen Imbissstand an.

Und da wären wir wieder beim Thema, denn die beiden Männer, die in diesem Film eine größere Rolle spielen, sind unsympathisch, hinterhältig und egoistisch. Das trifft neben dem Sternekoch vor allem auf den größten Konkurrenten der Freys zu, Frey King, Pommeskönig im Ruhrpott und ungeliebter Bruder bzw. Onkel der Freys, dargestellt von Hip- Hopper Smudo, Mitglied der Fantastischen Vier. Im Showdown stellt sich nicht nur die Frage, wer den Zuschlag für das Stadion bekommt. Es geht auch um Tradition und soziale Tugenden. Das Ruhrgebiet ist durch den Strukturwandel in seinen Grundfesten erschüttert. Es gibt die, die sich wie Onkel Walther mit Hinterlist bereichern wollen, und es gibt die Traditionalisten, die auf Familiensinn und Zusammenhalt setzen, Tugenden, für die der Pott berühmt ist.

Pommes Essen kommt direkt aus dessen Mitte und stellt Duisburg als gebeutelte Region mit bodenständigem Charme vor. Umso sympathischer wirken die Szenen, die mit dem Lokalkolorit spielen und etwa MSV-Duisburg-Fans in Scharen als Statisten einsetzen. Eine vertraute Gegend als authentisches Sujet zu nutzen, wie es Marcus H. Rosenmüller bereits mit seinen bayrischen Filmen erfolgreich macht, könnte die Zukunft eines erfolgreichen Familienfilms sein. Da sind dann sogar Originalstoffe wie Pommes Essen möglich, weil sie aktuelle Sorgen und Nöte einer Durchschnittsfamilie abbilden. Die Kinder können sich hier ebenso wiederfinden wie die alleinerziehende Mutter. Nicht zufällig fällt uns dazu ein Plakat des NRW-Wahlkampfes ein: »Currywurst ist SPD.« Da ging es um ein Lebensgefühl, das für Nordrhein-Westfalen vermittelt werden sollte. Genau! Und mit diesem Lebensgefühl wird auch die Pommesbude der Frey-Frauen die Herzen der Zuschauer erobern.

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