Die Orken sind stärker
Die Diskussion ist alt und scheidet sich immer noch an der Frage des Authentischen. Will man Filme in der Originalsprache mit Untertiteln sehen oder lieber in der Synchronfassung? Während die eine Seite argumentiert, die Sprache gehöre fraglos zum Klang eines Landes und ein deutsch sprechender Chinese sei ebenso absurd wie ein miauender Hund, sagen die anderen, dass man einen Film mit ausgefallenen Bildern gar nicht wirklich genießen könne, wenn man dauernd lesen muss. Beide haben irgendwie recht, finde ich, doch wenn man die Untertitel bei der Berlinale betrachtet, dann kommen einem doch Zweifel, ob das was da geschrieben steht, überhaupt noch mit dem Inhalt des Films übereinstimmt. Inzwischen nämlich ist man dazu übergegangen, alle Filme mit englischen und deutschen Untertiteln zu versehen. Und da ich fast zwanghaft immer alles lesen muß, was auf der Leinwand steht, habe ich mal verglichen. Das führt zum Beispiel in dem russischen Wettbewerbsbeitrag dazu, dass zwei ganz unterschiedliche Dialoge liest. Unter elektrischen Wolken, von Alexey German Jr. ist ein essayistisch-apokalyptischer Film, der Orks und Elfen, Oblomov, Raskolnikov und Krieg und Frieden durch den Mixer dreht und den Zerfall der UDSSR mit diesen Elementen im Jahr 2017 diskutiert. Hier ist der literarische Monolog ebenso mehrdeutig wie die Dialoge, doch die Art, wie hier englisch und deutsch voneinander abweichen ist schon haarsträubend. Und ob eine der beiden Übersetzungen, von orthografischen Fehlern ganz zu schweigen, dem russischen Original auch nur nahekommt, kann ich nicht beurteilen. An diesem Film aber wird wieder einmal deutlich, wieviel weniger Mühe man sich bei der Untertitelung macht, die oft in wenigen Stunden in die Tastatur gehackt wird. Und gerade hier hat man den Eindruck, dass Deutsch eher die zweite Fremdsprache war. Die starken Orken mögen es verzeihen.
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