Kritik zu Das Schwergewicht
Vom Lehrer zum Fighter: In Frank Coracis Komödie versucht ein Pädagoge, durch Mixed-Martial-Arts-Kämpfe Geld für seine Schule aufzutreiben
Filme über Underdogs, über vermeintliche Verlierertypen also, die gegen alle Erwartungen über sich selbst hinauswachsen, bilden im amerikanischen Mainstreamkino eine feste Größe. Von Rocky über Seabiscuit bis hin zu Kung Fu Panda spielen sie meist in der Welt des Sports und bieten dem Publikum jede Menge Erbauliches in bester American-Dream-Manier: Du kannst es schaffen, wenn du nur an dich glaubst. Dann gibt es jene Underdog-Filme, die sämtliche Motive dieses Subgenres auf die Schippe nehmen, das Farrelly-Meisterstück Kingpin zum Beispiel, oder Dogeball – Voll auf die Nüsse. In diese Kategorie gehört auch Das Schwergewicht.
Im Mittelpunkt steht der Biologielehrer Scott Voss, ein stinkfauler Typ, der seinen Idealismus längst verloren hat und sich im Unterricht am liebsten mit dem Sportteil seiner Zeitung befasst. Erst als eine Kürzung des Schulbudgets einen alternden, herzensguten Musiklehrer den Job zu kosten droht, läuft Scott zu alter Form auf. Er erinnert sich seiner glorreichen Zeit als High-School-Catcher und startet eine heimliche Karriere als Mixed- Martial-Arts-Kämpfer – mit den Preisgeldern will er das Honorar seines Kollegen sichern.
Das subversive Potenzial dieser Idee ist durchaus vorhanden. Man muss sich das mal auf der Zunge zergehen lassen: ein Familienfilm, in dem ein Lehrer in einer äußerst umstrittenen, brutalen Sportart antritt, sich im Ring auf übelste Weise prügelt – und dafür mit jeder Menge Geld belohnt und von seinen Schülern frenetisch bejubelt wird. Man muss kein konservativer Jugendschützer sein, um das fragwürdig zu finden, was natürlich gerade den Reiz ausmacht.
Aber damit eine so brachiale Prämisse wirklich funktioniert, braucht ein Film vor allem eines: Charme. Und genau der ist in Das Schwergewicht Mangelware. Das beginnt schon mit den Protagonisten. Man hat nie das Gefühl, dass Drehbuch und Regie sich jenseits einer klischeehaften Typisierung wirklich für die Figuren interessieren. Zwischen den heillos unterforderten Darstellern kommt keine Chemie auf, und als Folge zünden auch die spärlich gesäten Gags nur selten. Die Bedrohungssituation an der Schule, die Scott überhaupt erst dazu animiert, in klassischer Underdog-Manier über sich selbst hinauszuwachsen, wird ebenso nachlässig abgehandelt wie die verhinderte Liebesgeschichte zwischen Scott und seiner bildschönen Kollegin. Die Kampfszenen sind zwar amüsant gemeint, wirken aber letztlich genauso abstoßend und primitiv wie man sich es bei Mixed-Martial-Arts-Duellen vorstellt. Und wenn ein Regisseur eine komplett unmotiverte Kotzattacke einbaut, um wenigstens einen sicheren Lacher zu erzielen, ist der Film eindeutig in Schwierigkeiten. Was wunderbar subversiv hätte sein können, kippt ins Dümmlich-Vulgäre. Man kann nicht sicher sagen, ob Das Schwergewicht » an Nachlässigkeit oder Unvermögen scheitert. Was bleibt ist der Eindruck einer vertanen Chance.
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