Sky: »House of the Dragon« Staffel 2
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Eine gewisse Enttäuschung ist, wie man heute gern sagt, bereits »eingepreist«. Wo die erste Staffel der Spin-off-Serie zum Megahit »Game of Thrones« davon profitieren konnte, dass viele Fans einfach froh waren, noch einmal nach Westeros zurückkehren zu dürfen, hat sich in der zweiten Staffel von »House of the Dragon« die Wiedersehensfreude etwas verbraucht. Stattdessen fallen all die Nachteile ins Auge, die ein Spin-off oder Prequel so mit sich bringt. Einerseits ist die Welt, in der das alles spielt, angenehm vertraut. Die Drachen, die Rüstungen, die grobe Sprache, die explizite Gewalt, der mangelnde Respekt vor Frauen, das Ränkeschmieden von manischen Prinzen und König*innen, die von Einflüsterern aller Art beraten werden. Andererseits vermisst man aber auch das Neue, das Staunen, das die Ursprungsserie mit jeder ihrer neu vorgestellten Figuren, mit jeder ihrer Erweiterungen in die verschiedenen Ecken der Fantasywelt hervorrufen konnte.
Überhaupt treten jetzt, beim zweiten Hinsehen, ganz besonders die Dinge in »House of the Dragon« hervor, die eben nicht mehr so sind wie einst bei »Game of Thrones«: Weder gibt es einen untergründigen Rätselfaden, der wie seinerzeit die auf unzähligen Internetforen diskutierte Frage »Wer ist die Mutter von Jon Snow?« bei der Stange hält. Noch werfen zukünftige Ereignisse wie das Heranrücken der »Armee der Toten« von jenseits der Mauer oder Daenerys Targaryens langer Feldzug an die Macht ihre stimmungsvollen Schatten voraus. Das Einzige, das feststeht, scheint zu sein, dass es am Ende von »House of the Dragon« keine Drachen mehr geben wird.
Während die viel geschmähte letzte Staffel von »Game of Thrones« nun mittlerweile fünf Jahre zurückliegt, ist es noch nicht mal zwei Jahre her, dass »House of the Dragon« an den Start ging. Und dennoch wissen wahrscheinlich mehr Zuschauer noch auf Anhieb genau, wer Petyr Baelish oder Jorah Mormont sind, als dass sie sich daran erinnern, welche Intrigen die Figur namens »Otto« zu verantworten hat, die Rhys Ifans in der neuen Serie mit der Gravitas eines Shakespeare-Stücks spielt.
Leider erweist sich das über die ersten Folgen der neuen Staffel hinweg immer mehr als Nachteil: Es ist so viel passiert in den 2022 ausgestrahlten zehn Folgen – vage erinnert man sich an einen großen Zeitsprung, bei dem aus Kindern Erwachsene wurden, die selbst schon wieder Kinder hatten –, dass es mit einer knappen Synopsis schon nicht mehr getan ist. Und jetzt gibt es diese großartige Vielfalt an Figuren, Targaryens, Velaryons, Hightowers – aber man hat für die wenigsten ein Gespür oder eine Vorstellung davon, was sie im Schilde führen. Das gilt für die Charaktere im Zentrum, Königin Rhaenyra (Emma D'Arcy) und Königsmutter Alicent (Olivia Cooke) leider genauso wie für deren um die Macht streitenden Nachwuchs und die gesamte Peripherie aus Untergebenen und Konkurrenten, Günstlingen und Rachedürstigen. Aber bis zum Ende der Staffel kann das auch noch mal anders werden.
OV-Trailer:
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